Corvus aqvaticus

[355] Corvus aqvaticus.

Corvus aquaticus, Plinii.

Cornix marina, Aristot.

Phalacroeorax, Aldrovandi, Jonston.

frantzösisch, Cormoran. Corman. Carbeau pêcher. Corbeau marin.

teutsch, ein Seerabe.

Ist ein Rabengeschlechte, welches sich gerne in und bey dem Wasser aufzuhalten pfleget, oder ein Raubvogel, der da tauchen und fischen kan, so starck als ein Capaun, der sich bald in der See, bald in den Strömen finden läst: er setzet sich auch wol zuweilen auf die Bäume; iedoch geschiehet solches gar sehr selten. Sein Kopf ist schier gantz blos und kahl, oder doch nur mit grossen Pflaumfedern bedecket. Sein Schnabel ist fast drey Zoll lang, spitzig und krumm, als wie ein Haken, von Farbe grau, röthlicht und schwartz. Der Kropf ist gar weit, die Augen klein, der Hals lang, mit grossen, schwartzen, herunter hangenden Federn versehen. Der Leib ist obenher mit schwartzen Federn bekleidet, welche an den Fittigen ein wenig grünlicht sehen, unter dem Bauche sind sie weiß, mit schwartz eingefasset. Unter diesen Federn hat er überaus zarte Pflaumen, als wie der Schwan, die umgeben nicht nur die Haut am Leibe sondern auch an dem Halse. Seine Füsse sind platt und kurtz, mit schwartzen, gläntzenden Schupen bedecket: der Zehen sind an iedem Fusse viere, welche vermittelst gar starcker, schupigter Häutlein zusammen gefüget sind, wie sonst an andern Wasservögeln mehr, und sind gantz körnicht, als wie Chagrinleder. Die gröste Zehe hat fünff Gelencke, die andere nach dieser viere, die dritte dreye, und die vierte zweye, alle aber sind mit[355] schwartzen, spitzigen Waffen oder Klauen, die so krumm, wie Haken, gewaffnet. Dieser Vogel flieget nicht gar zu ofte, wegen der Schwere seines Leibes: er ist überaus gefreßig, fällt sowol auf kleine, als auf grosse Fische; wann er sie aber mit dem Schnabel gefasset hat, schlingt er sie nicht hinunter, sondern er wirfft diesen seinen Raub mit solcher Geschicklichkeit in die Höhe, daß der Kopf voran wiederum in seinen Schnabel fället, und also desto besser in seinen Kropf hinab fahren kan. Dieser Vogel wird zur Fischerey gebraucht, doch muß ihm zuvorher mit Fleiß ein eiserner Ring unten um den Hals geleget werden oder aber ein Strick, welche den Fisch aufhalten, den er mit seinem Schnabel gefasset und darein geworffen hat, damit er ihn nicht gar verschlingen möge; dann seine Kehle ist sehr weit, und machet einen Sack, darinne wird der Fisch einige Zeitlang aufbehalten. Wann nun der Vogel soviel Fische gefangen hat, daß der Sack davon angefüllet ist, so zwingen sie ihn an Bord zu kommen, und die Fische gantz von sich zu geben: das ist eine überaus lustige Fischerey und nicht gemeine.

Das Fell dieses Rabens dienet so gut, als wie das Geyer- und Schwanenfell, den erkälteten Magen, darauf es geleget wird, zu erwärmen und zu stärcken.

Sein Fett oder Schmaltz zertheilet und erweichet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 355-356.
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