Granadilla

[500] Granadilla.

Granadilla Hispanis, Flos passionis Italis, Col. in Rech. Raji Hist. Pit. Tournef.

Maracoc, sive Clemantitis Virginiana, Park.

Granadilla, Monardi.

Clematitis trifolia, flore roseo clavato, C.B.

Murucaja 3. maliformis alia, Margg.

frantzösisch, Fleur de passion.

teutsch, Paßionsblume, Granadille.

Ist ein schönes, fremdes Gewächse, das lang und schwancke Rancken treibet, die überall herum zu kriechen pflegen, röthlichtgrüne sehen, und Gäblein von sich stossen, damit sie sich, als wie der Epheu, an die Wände, oder an die nahe stehenden Baume hangen. Die Blätter kommen dem Hopfen an Gestalt so ziemlich bey, sind glatt und adrig, am Rande ausgezackt, von einer schönen grünen Farbe, stehen eins ums andre dem Stengel, etwan drey Finger weit von einander, haben einen starcken Geruch und etwas, scharffen Geschmack, und an dem Stiele ein Paar kleine Höhen, wie ein Hirsekorn so groß und grün. Die Blüten brechen in dem Sommer zwischen den Stengeln und den Blättern heraus; sind groß, vielblätterig, in Rosenform, und weiß: stehen auf einem, Kelche, der in fünff Theil zertheilet ist. Mitten in der Blume erhebet sich ein pistill, darauf steht eine gelbe Frücht, und auf derselbigen drey kleine Cörper, die einiger Gestalt gleich als wie Nägel sehen.

Wann die Frucht zunimmt, so wird sie fleischig, oval und schier so dick wie ein Granatenapfel, bekot auch eben eine solche Farbe, wann sie vollkommen reiff ist worden, hat aber keine Krone, und ist mit säuerlichen Safte angefüllet; beschliesset einen Hauffen ovalrunde Samen, die als wie Chagrinleder sehen, und gut riechen. Die Wurtzeln kriechen herum, sind knotig, stracks zu zerbrechen, fasig, bleich und eines süßlichten Geruchs.

Dieses Gewächse wächset in Neuspanien, in dem Thale Lilé. Die Indianer und die Spanier machen die Frucht auf, wie wir die Eyer, und schlurffen den Saft mit aller Lust heraus. In der Landessprache, wird diese Frucht Murucuja genennet.

Granadilla ist das diminutiv von Granada, welches auf spanisch eine Granate heist. Dieser Titel ist darum diesem Gewächse ertheilet worden, weil seine Frucht einen Hauffen Samenkörner in ihr beschliesset welche mit einem röthlichten Fleische bedecket sind, welches demjenigen so ziemlich ähnlich siehet, das die Granatenkörner decket.

Flos passionis wird es genannt, dieweil das innewendige an dieser Blume die Instrumenta unseres Heylandes soll vorstellen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 500.
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