Lendes

[624] Lendes.

Lendes, frantzösisch, Lentes, teutsch, Nüsse, sind überaus zarte, länglichte und weißlichte Würmlein, welche den Reitliesen nicht so gar unähnlich sehen, sind aber dannoch noch viel kleiner, und keine Beine daran zu bemercken. Sie wachsen unter und an den Haaren der Kinder, wie auch der Pferde und der Ochsen. Sie sind mit einer Fettigkeit vermischet, die sich unten an den Wurtzeln der Haare zusammensetzet.[624] Wann sie mit dem Nagel zerdrückt werden, knacken sie, als ob sie in einer Hülse steckten.

Wiewol man nun ein sonderbar Geschlecht aus diesen Würmlein machen will, so sind sie doch nichts anders, als die Eylein von den Läusen, die auch zu ihrer Zeit auskriechen, und recht wahrhafte Läuse werden. Ihr Cörper ist durchsichtig: sie werden mit eben denenselben Mitteln getödtet, die man sonst zu Vertreibung anderer Gewürme braucht, die in dem Haar zu wachsen pflegen: dergleichen ist unguentum enulatum und Neapolitanum, oder Staphisagria.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 624-625.
Lizenz:
Faksimiles:
624 | 625
Kategorien: