Lilium

[646] Lilium.

Lilium, frantzösisch, Lis, teutsch, Lilie, ist ein Gewächse, dessen es zwey Hauptgattungen giebet.

Die erste heist

Lilium album vulgare, J.B. Raji Hist. Pit. Tournefort.

Lilium album, Ger.

Lilium flore erecto & vulgare, C.B.

teutsch, weisse Lilie.

Die treibet einen runden und geraden Stengel zu zwey bis drey Fuß hoch. Ihre Blätter sind lang, noch ziemlich breit, sitzen an dem Stengel ohne Stiele, sind bleichgrün, glatt und gleissend, lind anzufühlen, zart und mit schleimigen Saft erfüllet. Die Blumen wachsen oben auf den Spitzen, zu Anfang als wie lange Köpfe, die thun sich nach einander auf und bestehet eine iede dererselben aus sechs schönen grossen, milchweissen Blättern, die einen lieblichen Geruch haben, der im Anfang gar angenehme ist, iedoch nicht selten Hauptweh verursachet, wann man zu lange daran reucht. Auf die Blumen folgen länglichte Früchte mit drey erhabnen Ecken eine iede, die theilen sich in drey Fach, welche voller Samen stecken, die als wie beflügelt sind. Ihre Wurtzel ist eine Zwiebel, so dick als eine Nuß, auch noch viel dicker, fleischig und weiß; besteht aus einem Hauffen Schupen, die einen Kopf zusammen machen: unten hat sie einige Zasern und ist im übrigen gar schleimig.

Die andere Gattung wird wiederum in zwey Sorten abgetheilt.

Die erste wird genannt.

Lilium purpureo-croceum majus, C.B. Pit. Tournef.

Lilium aureum, Ger.

Martagon Chymistarum, Lob.

Lilium rubrum, vel croceum majus, J.B.

Hemerocallis, Dioscoridis, Matth.

frantzösisch, Lis orangé.

teutsch, Feuerlilie.

Die siehet der weissen Lilie gleich, ohne, daß ihre Blätter nicht so braune sind. Ihr Stengel wird etwan drey Schuhe hoch, ist voller Flecken, und trägt auf seinen Spitzen pomerantzenfarbene Blumen. Die Wurtzel ist ein Bollen oder knolligte[646] Zwiebel, so weiß, als wie die an der weissen Lilie.

Die andere heist

Lilium purpureo-croceum minus, C.B. Pit. Tournefort.

Lilium rubens vel croceum minus, J.B.

Die treibet einen Stengel, ungefehr auf zwey Schuh hoch, der ist eckigt, mit einem Hauffen lang und schmaler, aderigter Blätter besetzet, theilet sich gegen die Spitze zu, in gar viel kleine veste Zweige, die sind ein wenig rauch, mit rothen Flecken gezeichnet, und auf einem ieden stehet eine Blume, der gemeinen Lilie gleich, von Farbe gelblichtroth, oder saffrangelbe, und auch mit dunckelrothen Flecken gezeichnet. Die Wurtzel ist kleiner dann der weissen Lilie ihre.

Die Lilien werden in den Gärten gehalten. Die letztere Gattung aber wächst in den Wiesen, im Felde, und auf den Bergen. Sie führen viel Oel und phlegma, wenig Saltz.

Die weisse Lilie wird oft zur Artzeney gebraucht.

Ihre Blumen erweichen und Lindern.

Die Wurtzel dienet zum erweichen, zeitig zu machen, zum zertheilen, und die Eyterung zu befördern.

Lilium kommt von λεῖος, lævis & politus, glatt und poliret, dieweil die Lilie als wie poliret ist und glatt, lind anzufühlen: oder auch wol von λέιριον, welches eben soviel bedeutet.

Hemerocallis kommt von ήυέρα, dies, Tag, und κάλλος, pulchritudo, Schönheit, Anmuth, als ob es solte heissen, eine Blume, die nur einen Tag schön bleibet: dann die Lilie, welcher dieser Titel ist gegeben worden, dauert nicht gar lange.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 646-647.
Lizenz:
Faksimiles:
646 | 647
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika