Liquidambar

Liquidambar.
Liquidambar.

[654] Liquidambar.

Liquidambar, sive Liquidambra, teutsch, flüßiger Ambra, ist ein natürlicher Balsam, oder ein flüßiges Hartz, als Terpentin, klar, röthlicht oder gelblicht, von lieblichen Geruch, schier wie der Ambra. Er rinnet aus den Rissen, die sie in einen schön- u. grossen Baum gemachet haben, der in Neuspanien zu wachsen pflegt, und von den Indianern Ococol und Ocosolt genennet wird. Seine Blätter sehen wie die Epheublätter; seine Rinde ist dick, aschfarbig und von vortrefflich gutem Geruch. Dieses flüßige Hartz wird gesammlet und in kleinen Fäßlein zu uns übersendet. Dasjenige soll man erwehlen, welches frisch, hell und wolriechend ist.

Bisweilen lassen sie den Liquidambra an der Sonne trocken werden, da wird er dann so hart, wie das gemeine Pech. Dieses bringt zu wege, daß er sich besser als der andere läst verführen, allein er riechet nicht so starck, dieweil der Sonnenhitze einige von seinen flüchtigen Theilen hat zerstreuet.

Die Bäume, die den Liquidambra geben, erfüllen mit ihrem guten Geruch den gantzen Ort, allwo sie wachsen.

Der Liquidambra ist ein gantz vortrefflicher Balsam: er erweichet, machet zeitig, zertheilet und heilet. Er wird zu der Gebährmutter Härte gebraucht, wann man sich hat geschnitten, zu den Flüssen, zum Lendenweh, und zu der Nerven Stärckung.

Liquidambra bedeutet so viel als Ambra liquida: dann diese hartzigte Materie ist flüßig, und hat schier einen Geruch, als wie die rechte Ambra.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 654.
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