Locusta

[657] Locusta.

Locusta, sive Saltatricula, frantzösisch, Sauterelle, teutsch, Heuschrecke, Grasehupfer, ist ein Geschmeiß, oder eine Fliege, die des halben Fingers lang, und öfter springet als flieget. Ihre Flügel sind sehr zart, der Beine sind sechs an der Zahl, lang und dünne: vor dem Kopfe hat sie Hörner: und es giebet ihrer allerley Arten. Sie legen Eyer, die fast so harte sind wie Horn, daraus entspriessen kleine runde Würmer, aus denenselben werden junge Heuschrecken: doch bleiben ihre Flügel eine Zeitlang zusammengewickelt, und als wie in vier Knöpfen[657] verschlossen, und das heissen sie auf frantzösisch, Nymphes, lateinisch, Locustæ impennes, teutsch, Heuschrecken ohne Flügel: hernach machen sich dieselben los und breiten sich aus, damit das Thier zu seiner Vollkommenheit gelangen kan. Sie hat einen dreyfachen Magen, der bald so sieht, wie in den Thieren, welche wiederkäuen. Das Männlein hat gar keinen Schwantz, am Weiblein aber ist einer zu sehen, mit welchem es die Erde von einander treibet, darein es seine Eyerlein verbergen will. Die Heuschrecken halten sich gemeiniglich an wüsten Orten auf, allein im Julius und im August zerstreuen sie sich überall; das kleine Geräusch, welches sie machen, kommt von dem zusammenschlagen ihrer Flügel in der Luft. Zu gewissen Zeiten lassen sich gar ungewöhnlich grosse Heuschrecken sehen; wann die vom Wind getrieben werden, fallen sie bisweilen in solcher Menge in das Land, daß sie dasselbige gantz überdecken, und fressen alles ab, Gras, Blumen, Samen und die jungen Früchte. In Persien und in Chima wird ihnen nachgetrachtet, und sie werden in Butter gebraten und gegessen. Die übrigen Morgenländer mögen sie gleichfalls gern in Butter gebraten essen. Dieses Gerichte war vor diesem im gelobten Lande nicht so unbekannt, dieweil das Evangelium vermeldet, nachdem Johannes der Täuffer sich in die Wüsten begeben, habe er sich mit Heuschrecken und wilden Honig erhalten.

Die Heuschrecken führen viel flüchtiges Saltz und Oel.

Sie dienen die aufsteigenden Dünste der Weibspersonen niederzuschlagen, den Urin zu treiben, wann sie zu Pulver zerstossen und in einem dienlichen liquore eingenommen werden. Die dosis ist von einem halben bis auf einen gantzen Scrupel.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 657-658.
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