Madrepora

[677] Madrepora.

Madrepora, frantzösisch, Madrepore, ist ein Gewächs, das in der See zum Steine worden ist, und von den Corallen nur darinne unterschieden, daß seine Zweige voller kleiner Löchlein sind, die oftermahls wie Sternlein sehen. Seine Farbe ist insgemeine weiß, zuweilen grau, zuweilen roth mit weissen Flecken. Es giebet seiner allerhand Arten, welche Imperatus, C. Bauhinus und Pit. Tournefort anführen.

Die erste heisset Madrepora Imperati, sive Corallis affinis, Madrepora stellata, C.B.

Die andere heist Madrepora ramosa Imperati, sive Corallis affinis Madrepora ramosa, C. B.

Die dritte Madrepora sive Millepora, Pit. Tournef. seu Millepora Imperati.

Die vierte Madrepora vulgaris, Pit. Tournef. sive Corallium album fistulosum Imper.

Die fünffte Madrepora abrotanoides, Pit. Tournef. sive Planta saxea abrotanoides, Clus.

Die sechste Madrepora verrucosa punctata, Pit. Tournef. sive Corallium album verrucosum punctatum, C.B. sive Corallium album punctatum, Imperati.

Die siebende Madrepora alba stellata, Pit. Tournef. sive Corallum album stellatum, C.B. sive Corallum stellatum, Imperati.

Obgleich diese Gewächse ihren Ursprung und Wachsthum in der See haben, so finden sie sich dannoch auch bisweilen auf dem Lande, an erhabenen Orten und ferne von der See. Also hat der Herr Jussieu, königlicher Professor Botanices im November des 1709ten Jahres, dergleichen eines vor die königliche Academie der Wissenschafften gebracht, welches er auf dem Gebirge Chaumont in Normandie, zwischen Magny und Gisors, gefunden, woselbst dasselbige gewachsen. Das ware löchericht und leicht, weiß und der gemeinen Madrepora durchaus ähnlich, und sahe aus wie weisse Corallen.

Billig ist zu verwundern, daß eine solche Materie, die allem Ansehen nach, ihren Ursprung nur in dem Meere hat, sich auch, als wie in ihrer Mutter, an solchen Orten finden läst, die von der See so weit abliegen: und überdiß noch auf den Bergen. Jedoch ist diese Madrepora nicht alleine eine Geburt der See, die wir auf der Erden, oder in derselbigen zu finden pflegen: sondern wir sehen auch gantze Berge und andre Orte mit einer unzehlichen Anzahl Muschel- und Schneckenschalen angefüllet, welche zu Stein geworden, und scheinen, als ob sie durch die Länge der Zeit, die sie darinn gestecket haben, zu Kalche worden oder calciniret wären. Desgleichen: Zähne von Fischen, und andere Theile von Seethieren; die schwerlich anders, als durch Ungewitter und durch[677] grosse Stürme, dahin geführet können seyn: und könte man mit Erklärung dieser Materie bis auf die Sündflut hinaus reichen.

(Von dieser Materie hat M. D.S. Büttner zu Querfurt, einen gar curieusen Tractat, zu Leipzig, in Verlag des Herrn Verlegers dieses Lexici, Johann Friedrich Braunens, ausgegeben, der dem geneigten Leser nicht undienlich dürffte seyn.)

Alle solche versteinten Gewächse sind alkalinisch und anhaltend. Wann sie zart abgerieben worden und eingegeben werden, wircken sie eben so gut wie die Corallen. Die dosis ist von einem halben Scrupel bis auf zwey gantze, wider den Durchfall und das Bluten.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 677-678.
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