Myagrum

[760] Myagrum.

Myagrum, teutsch, kleiner wilder Leindotter, ist ein Kraut, dessen es zwey Arten giebet.

Die erste wird genannt

Myagrum monospermon, J.B. Raji Hist.

Myagrum monospermon majus, Park.

Myagrum monospermon latifolium, C.B. Pit. Tournef.

Die treibet ein Paar Schuhe hohe Stengel, die sind rund, hart und meergrün, glatt, voll weisses Marck oder Kern, und ästig. Ihre Blätter sind länglicht, und einiger massen dem Waid gleich: doch sind die meisten zerkerbet und insonderheit die untersten, umgeben den Stengel mit dem untern Theile, woselbst sie am breitesten sind, sehen meergrün und haben einen Geschmack wie Küchenkräuter. Die Blüten sind klein, bestehen aus vier Blättern übers Creutz gestellt und sehen gelb. Wann sie vergangen sind, so folgen Früchte, wie kleine umgekehrte Birnen, die enthalten eine jede, in der Mitten, ein länglicht und bräunlichtes Samenkorn. Die Wurtzel ist dick und lang; allein, sie dauert nicht länger als ein Jahr.

Die andre Sorte heist

Myagrum monospermon minus, C.B. Pit. Tournef.

Myagro similis flore albo, J.B. Raji Hist.

Die treibet einen oder zwey Stengel, eines Fusses hoch, welche dünne, blaßgrüne Blätter tragen. Die untersten sitzen an Stielen und hangen bis auf den Boden herunter. Die Blüten wachsen auf den[760] Spitzen, sind kleine, weiß und bestehen aus vier creutzweis gestellten Blättern. Nach denenselben folgen eben solche Früchte, als wie an der ersten Gattung, so aber viel kleiner sind. Die Wurtzel ist klein und dünn, haarig und weißlicht.

Eines wie das andere wächset in den Feldern, absonderlich in warmen Ländern.

Aus dem Samen vom Myagrum wird Oel geprest, das dienet die rauhe Haut weich und gelinde zu machen.

Myagrum kommt von μῦια, musca, Fliege, und ἄγρα, captura, Fang, weil dieser Name vor diesem einem klebrigen Kraute ist gegeben worden, daran die Fliegen hangen bleiben, welches sich aber an beyden Arten dieses Krautes nicht befindet.

Monospermon kommt von μόνος, solus, eintzeln, und σπέρμα, semen, Samen, als ob man wolte sagen, ein Kraut, dessen Frucht mehr nicht als eintzelne Samen bringt.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 760-761.
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