Noli me tangere

Noli me tangere.
Noli me tangere.

[788] Noli me tangere.

Noli me tangere, J.B. Raji Hist.

Balsamina lutea, sive Noli me tangere, C.B. Pit. Tournef.

Persicaria siliquosa, Ger.

Mercurialis sylvestris, Noli me tangere dicta, sive Persicaria siliquosa, Park.

Impatiens herba, Dod.

teutsch, Springkraut, Judenhütlein.

Ist eine Gattung Balsamina, oder ein Kraut, das einen Stengel treibt auf anderthalben Schuh hoch, der ist zarte, glatt und gleissend, grüne, hol und ästig, voll ungeschmackten Saft. Die Blätter stehen wechselsweise an dem Stengel, sehen dem Bingelkraute gleich, sind iedoch um ein gut Theil grösser, am Rande ausgezackt, gar schöne grün und voller Saft. Zwischen den Stengeln und den Blättern heraus entspriessen lange, dünne Stielgen, die nach der Erde zu gekrümmet sind; theilen sich in drey oder vier Aestlein, an denen kleine Blumen hangen, die aus vier ungleichen Blättern bestehen, und denen an den andern Sorten von der Balsamina ähnlich und gelbe sehen, sind mit einigen rothen[788] Tüpfeln gezeichnet und haben in der Mitten einen Hauffen weisse Fäslein oder Stamina. Wann diese Blumen vergangen sind, so folgen ihnen lange, dünn und knotige Früchte, welche weißgrünlicht sehen, und mit grünen Strichen durchzogen sind. Die thun sich auf, wann sie sind reiff geworden, und werffen, von dem Wind bewegt, oder aber im geringsten nur berühret, als wie durch ein Getriebe, die länglichten, aschgrauen oder röthlichten Samen von sich weg. Die Wurtzel ist zaserig. Dieses Kraut wächst im Gebüsche, an feuchten und schattigen Orten: es führet viel phlegma, Oel und Sal essentiale. Einige Scribenten, und unter andern Dodonæus, haben vermeinet, es sey ein schädlich Kraut, deswegen sie es auch zu dem Gifte gestellet haben: alleine, die Erfahrung hat erwiesen, daß seine Wirckung vielmehr gut, als schädlich sey.

Es eröffnet ungemein, dienet den Harn zu treiben, den Stein in den Nieren und in der Blase zu zermalmen, wann es abgesotten oder das davon destillirte Wasser gebrauchet wird.

Es soll brechen machen, und purgiren, welches ich aber nicht erfahren mögen: doch mag, vermuthlich, die unterschiedne Himmelsgegend, darunter es zu wachsen pfleget, ihm unterschiedne Kraft mittheilen. Es zertheilet, reiniget, und dienet zu den Wunden, wann es drauf geleget wird.

Noli me tangere, seu impatiens herba wird es darum genannt, weil, wann die Frucht berühret wird, die Samen mit Gewalt aus derselben herausspringen, die dann zwischen den Fingern behangen bleiben und die Hände schmutzig machen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 788-789.
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