Papaya

[837] Papaya.

Papaya fructu Melopeponis effigie Plum. Pit. Tournef.

Arbor melonifera Papaya vulgo dicta, Jac. Bontii.

Arbor Platani folio, fructi Peponis magnitudine eduli, C.B.

Mamera Lusitanorum, Clus.

Pinoguacu papaya & Mamæira Lusitanorum, G. Pison.

frantzösisch, Papaye.

Ist ein americanischer Baum, von welchen Piso zweyerley Gattung beschreibet: einen, den er Pinoguaca mas betitelt, und funffzehen bis zwantzig Schuh hoch ist, so dick als eines Mannes Schenckel, inwendig hol und schwammicht, anbey so weich und zart, daß er mit einem einigen Sebelstreich gefället werden kan. Seine Rinde ist glatt, von Farbe aschengrau: er wächst in wenig Zeit bis auf die Helffte[837] blos, die andre Helffte wird, indem sie höher steiget, mit Blättern bedecket, die schier so groß sind wie Weinlaub und in fünff oder sechs Stücke zerschnitten, hangen an langen, dicken und runden, holen und röthlichten, krummen Stielen. Die Blüten sind doppelt und lang; eine jede bestehet aus fünff rückwärts gekrümmten Blättern, auf Sternenart, die sehen bleichgelb, haben keinen Geruch und geben keine Frucht. Dieser Papaya, das Männlein, wächst in den Höltzern und an andern ungebauten Orten: er bringet selten Frucht, er müste dann versetzet und ein Jahr oder drey mit Fleiß gewartet werden. Wann er dann Frucht trägt, so wächst dieselbige an einem andern Orte, als die Blume, und siehet der Frucht des Papaya Weibleins gleich, ist aber ein gut Theil kleiner und viel länglichter, hanget an einem langen Stiele, und ihr Fleisch, ist weder so gut, noch so schmackhaft. Bevor diese Frucht zeitig wird, ist sie voll milchweisses Safts, der Baum desgleichen; allein er ist gar herbe und schmeckt häßlich: er wird gebrauchet die Flecken auf der Haut, die von der Hitze sind entstanden, zu vertreiben.

Die andere, Pinoguacu fœmina genannt, hat einen Stamm, dem ersteren gantz gleich, nur daß er um ein gutes höher ist. Seine Blätter sind viel grösser, und vergleichen sich an Grösse und Gestalt mit dem Platanuslaube: sie sitzen an kurtzen Stielen. Dieser Baum giebt das gantze Jahr hindurch Blüten und Früchte, welche an keinen solchen langen Stiele hangen, als wie die an der ersten Art, sondern sie wachsen gantz hart am Stamme, und zwar da, wo die Blätter beginnen hervor zu kommen. Jedwede Blüte ist so groß, wie eine Schwerdlilie, und bestehet aus fünff gelben Blättern, gleichwie die an der ersten Art, und riechet als wie Mäyenblumen. Die Frucht ist so groß und siehet wie eine mittelmäßige Melone, ist grüne, ehe dann sie zeitig worden, und wann man sie zerschneidet, so läuffet ein milchweisser Saft heraus. Wann man sie aber von dem Baum abnimmt und auf den Sand leget, so reiffet sie in kurtzer Zeit, und wird gantz gelbe. Ihr Fleisch ist so gelb, wie das an den Melonen, gut zu essen, schmeckt iedoch nicht gar angenehm. Mitten in demselben befindet sich eine grosse Menge Samenkörner, die sind so dick wie Coriandersamen, ovalrund, aussenher gestreifft und rauch, von Farbe röthlicht, und beschliesset ein jedwedes einen weissen, schleimigen Kern, welcher schier wie unsere Brunnenkresse schmeckt. Will man dieselben aufbehalten, so muß man ihnen ein dünnes und gleissendes Häutlein abziehen. Ein iedes Korn bringt binnen Jahres Frist einen Papayabaum, der wieder Früchte trägt.

Obwol die Frucht von dem Papayaweiblein gut zu essen ist, so ist sie doch noch besser, wann sie mit Fleisch gekocht wird: es wird ingleichen eine Marmelade mit Zucker draus gemacht.

Das Papayaweiblein wird in Brasilien, in den Antilleninseln, und an vielen andern Orten mehr in America, in den Gärten gezogen. Beyde Arten haben ihrer etliche für Baumrohr gehalten.

Die Papayafrucht stärcket den Magen: die Samen dienen zum Scorbut, den Harn und der Weibspersonen Reinigung zu treiben.

Mamæra kommt von Mamaon, welches ein Portugiesischer Name ist, und so viel bedeutet, als eine[838] Brust; welcher Name dem Papayabaume darum gegeben worden, dieweil die Früchte aus dem Baume heraus kommen und daran sitzen als wie die Zitzen oder Brüste.

Zum öftern verstecken sich unten bey dem Stamme dieser Bäume kleine Schlangen, welche die Portugiesen Cobre de capello zu nennen pflegen. Die sind einen bis anderthalben Fuß lang und des Fingers dicke; ihre Haut ist auf dem Rücken schwartz und an dem Bauche bleich. Sie blasen die Backen auf und schreyen wie die Frösche, wann sie erzörnet sind: ihr Biß ist tödtlich.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 837-839.
Lizenz:
Faksimiles:
837 | 838 | 839
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika