Punica

Punica Sylv. ubi & Balaustia.
Punica Sylv. ubi & Balaustia.

[926] Punica.

Punica malus, frantzösisch, Grenadier, teutsch, Granatebaum, ist ein Strauch, dessen es zwey Arten giebet, eine zahme und eine wilde.

Die erste heisset.

Punica, quæ malum granatum fert, Clus. Pit. Tournef.

Malus punica, J.B. Raji Hist.

Malus punica sativa, C.B. Park.

Mala punica, seu Granata, Cord.

Malus granata, Rauwolff.

Granata, sive Punica, Ger.

Dieser ihre Zweige sind dünne, eckigt und mit einigen Dornen versehen. Die Rinde ist röthlicht. Die Blätter sind klein und den Myrtenblättern ähnlich, doch nicht so spitzig, sitzen an kurtzen Stielen, und riechen ziemlich starck, wann sie zerdrucket werden. Ihre Blüte ist groß und schön, von Farbe roth und ziehet sich auf Purpur, bestehet aus vielen Blättern, in Rosenform, die stehen in den Ausschnitten des Kelches, der wie ein Körblein mit Blumen angefüllt aussiehet. Der Kelch ist lang und hart, purpurfarbig, oben breit und siehet einiger massen aus wie eine Glocke. Er wird Cytinus genannt. Aus seinem Boden oder Untertheile wird die Frucht, nachdem die Blüte abgefallen ist. Diese Frucht wird so dicke wie ein grosser runder Apfel, der oben auf eine Krone hat, die von den Spitzen und Ausschnitten an den Blumenkelche entstehen. Dieser Apfel wird auf lateinisch genennet.

Malum punicum, sive Granatum.

frantzösisch, Grenade.

teutsch, Granatapfel, Granate.

[926] Die ist inwendig in einen Hauffen Fächlein abgetheilt, die voller Körner stecken, die dichte auf einander liegen, fleischig sind, gar schöne roth, und voller trefflich angenehmen Saft: ein jedes Korn beschleust in seiner Mitten ein länglichtes und gelblichtes Korn, das meistentheils ein guter ist.

Es giebet dreyerley Granaten, die durch den Geschmack zu unterscheiden sind: einige sind sauer, andere sind süsse, und andere schmecken weinsäuerlich, weder süß noch sauer. Die ersten heissen Granata acida, sauere Granaten; die andern Granata dulcia, süsse Granaten, und die dritten Granata acidodulcia, seu vinosa, Granaten, die fein weinsäuerlich zu schmecken pflegen.

Die Granatenbäume werden in den Gärten gezogen, insonderheit in warmen Landen, als wie in Spanien und in Italien.

Die andre Sorte heist

Punica sylvestris, Cord. Hist. Pit. Tournef.

Malus punica sylvestris, C. B.

Malus punica agrestis, J.B. Raji Hist.

Pomum granatum sylvestre, cujus flores Balaustia, Anguil.

frantzösisch, Grenadier sauvge.

Dieser Strauch ist dem vorigen gantz ähnlich, allein viel rauher und stachlichter. Davon werden die Blüten abgenommen, wann sie in voller Kraft und Wachsthum sind. Dieselben heissen lateinisch Balaustia, frantzösisch, Balaustes, teutsch, Balaustien, Granaten-Blüten, und werden aufgetrocknet, daß sie sich halten können. Die bey den Materialisten zu verkauffen sind, kommen aus Levante. Der wilde Granatenbaum wächst überall in warmen Landen. Die Granate führet viel phlegma, Oel und sal essentiale oder acidum.

Die Granatenblüten soll man nehmen, welche frisch und groß sind, schon und wol ausgeblühet, von einer hohen Farbe, oder purpurroth. Sie führen viel Oel und sal essentiale.

Sie dienen zur rothen Ruhr und Durchfall, zu Brüchen, zum Samenfluß, zum Blutauswerffen.

Die Granatäpfelrinde oder Schale wird auf lateinisch Malicorium genannt, das heist so viel, als Leder von dem Apfel, weil sie so harte ist wie Leder. Sie wird auch Sidium genannt, σἰδιον, à Sidone agro, dieweil vor diesem ihrer viel aus dem Sidonischen Lande gebracht wurde. Man soll diejenige erwehlen, welche frisch und trocken ist, nicht schimmlicht, ziemlich hoher Farbe und von anziehenden Geschmack. Sie führet viel Oel und sal essentiale: und hat eben solche Kraft wie die Granatenblüte.

Der Saft von den saueren Granaten wird zur Artzeney viel dienlicher erachtet, als wie der von den andern. Man brauchet ihn das Hertz zu stärcken,[927] das Brechen und den Durchlauff zu versetzen, die Galle nieder zu schlagen. Den Patienten lässet man die Granatenkörner aussaugen.

Der Samen der Granaten hält an, und wird zu den Clystiern gebrauchet.

In der See befindet sich etwas, als wie ein harter und zu Stein gewordener Apfel, so an den Klippen zu wachsen pfleget: kommt an Gestalt und Farbe einem Granatapfel ziemlich bey: und wird auch Grenade de mer, Seegranatäpfel genennet.

Punica kommt von puniceo colore, von der braunrothen Farbe, dann die Granatenblüt und Frucht sehen roth.

Granatum kommt von granis, Körnern, weil diese Frucht gantz voller Körner steckt. Oder, weil die Granatenbäume im Königreich Granada, in Spanien gar häuffig wachsen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 926-928.
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