Pyrus

[933] Pyrus.

Pyrus, frantzösisch, Poirier, teutsch, Birnbaum, ist ein Baum, dessen es zwey Hauptgattungen giebet, eine zahme und eine wilde.

Die erste wird genannt

Pyrus, Brunf. Dod.

Pyrus sativa, C.B. Pit. Tournef.

Pyrum, Turn.

Pyra, Matth. Ang.

Deren ihr Stamm ist dicke; das Holtz ist gelblicht, gut zu schneiden und dienet für die Tischer. Seine Blätter sind ziemlich breit, rundlicht oder etwas länglicht, und vorne spitzig, grün, doch unten an dem Ende weißlicht. Die Blüten sind fünffblätterig und weiß, in Rösleinform; die Blätter stehen in den Kerben des Blumenkelches. Wann die Blüte vergangen ist, so wird aus dem Kelche eine fleischige Frucht, die insgemein länglicht und nach dem Stengel zu viel dünner, als wie sonst wo ist: am andern Ende hat sie als wie einen Nabel, welchen die Spitzen von dem Kelche machen. Die Frucht ist die Birne, welche lateinisch Pyrum, frantzösisch Poire, genennet wird. Es giebet ihrer sehr viel Arten, welche nach ihrer Gestalt, Grösse,[933] Farbe, Geschmack und Geruch von einander unterschieden werden. Ihr Fleisch ist weiß, und beschliesset, innwendig fünff Fächlein, die mit etlichen schwärtzlichten Kernen ausgefüllet sind.

Die andre heisset.

Pyrus sylvestris, C.B. Pit. Tournef.

Pyra sylvestris major, Tab.

Pyraster, Gaza, ἀχρὰς Theophrasti.

frantzösisch, Poirier saunage.

teutsch, Birnenbaum, Holtzbirnenbaum.

Der ist ein gut Theil kleiner, als der zahme, die Rinde am Stamme ist aufgesprungen, und hier und dorten rauch. Sein Holtz ist gelb und hart: die Aeste sind mit harten, scharffen Spitzen besetzt. Die Blätter sind länglicht oder etwas rund, fleischig und rauch, vorn am Ende spitzig. Seine Blüten sind weiß und den zahmen Birnbaumblüten gleich. Seine Früchte sind kleine länglichte oder runde Birnen, die eine Gestalt haben wie die zahmen Birnen, sind aber harte, schmecken streng und herbe, so daß man sie nicht essen kan. Dieser Baum wächst in der Normandie und in vielen andern Ländern, im Holtze und auf dem Felde. Wird er versetzt und wol gewartet, so bringt er Birnen, die gut zu essen taugen, oder zu Bereitung des Birnenmostes. Alle diese Birnen führen viel sal essentiale und Oel.

Sie halten an, sind gut zum Durchfall: die zahmen Birnen stärcken den Magen, befördern die Verdauung, wann sie nach der Mahlzeit genossen werden.

Pyrus, Pyra, kommt von Pyramis, eine Pyramide, dieweil dieses Baumes Frucht nicht selten schier eine solche Forme hat.

Der wilde Birnbaum wird in der griechischen Sprache ἀχρὰς genannt, welches Wort von ἄγχειν, strangulare, erwürgen, herstammet, dieweil die Holtzbirne, wann man sie isset, dermassen den Hals und die Kehle zusammen ziehet, daß einer meinet, er müsse erwürgen oder ersticken.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 933-934.
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