Rana

[940] Rana.

Rana, frantzösisch, Grenouille oder Rayne, teutsch, Frosch, ist ein Insectum und Gewürm, daß sich im Wasser aufzuhalten pfleget, und überall bekannt gnug ist. Es kan so wol im Wasser, als wie auf dem Lande leben; dann, es hält sich bald im Wasser, bald auf dem Lande auf. Insgemein aber steckt es im Moraste, in den Quellen, bey den Flüssen, in den Gräben und in schlammigen Gewässer. Es lebet von Gras und Kräutern, von kleinen Thieren, z.E. von Fliegen und von todten Maulwürffen.

Der Frosch kommt aus einem kleinen schwartzen Ey, welches in dem Froschleich zu ersehen. Dieses Ey wird grösser, nimmt zu und wird zu einem kleinen langen Wurme, der des halben kleinen Fingers dicke ist, der wird alsdenn lateinisch Gyrinus, frantzösisch, Nymphe oder Testar, teutsch, Kropfkeule, genennet. Sein Kopf ist groß und lang, er hat einen Schwantz, dessen Ende nahe an dem Kopfe sitzet, und immer schmäler wird, bis hinten aus, den beweget er im Wasser gantz behende, und wendet sich immerfort von einer Seite zu der andern. Seine Farbe ist braun und schwärtzlicht. Es ist ein rechter Fisch, der gar nicht ausserhalb des Wassers leben kan, als wie der Frosch. Wann dieses Thier grösser worden ist, so zerberstet der Rock oder die Haut, damit er bekleidet oder umhüllet war, alsdann erscheint der Frosch. Dabey ist dieses zu mercken, daß das Maul der Kropfkeule, so lange sie in dieser Gestalt verbleibet, dem Maule einer Schleihe viel ähnlicher siehet, als einem Froschmaule: deswegen auch der Frosch gleichsam eine Masqve ableget, wann er dieselbe Haut verläst. Die Hinterpfoten stecken in dem Schwantze der Kropfkeule, und geben sich eher hervor als die vordersten. Ausser dieser dicken Decke haben diese Pfoten gleichsam ein Paar Handschuhe, die leget die Kropfkeule gleicher Gestalt von sich, wann sie die Gestalt eines Frosches an sich nimmet. So daß eine sonderliche merckwürdige Veränderung vorgehet, wann die Kropfkeule sich in einen Frosch verwandelt, wiewol es würcklich nur ein einiger Wurm ist.

Es giebet allerhand Arten Frösche, welche gegessen und zur Artzney gebrauchet werden.

Man nimmt diejenigen, die recht vollkommen seyn, und grüne sehen. Sie führen viel phlegma und Oel, wenig flüchtig Saltz.

Sie zertheilen und eröffnen.

Ihr Samen wird auf lateinisch Sperma ranarum, seu Sperniola, frantzösisch, Frais de Granouille, teutsch, Fröschleich genennet. Er ist eine flüßige und gar sehr schleimige Materie, durchsichtig, weiß, sehr kalt, und voller kleiner schwartzer Eyer.

Er wird zum kühlen gebraucht, die Feuchtigkeiten in dem Leibe dick zu machen, die Schmertzen und die Entzündung zu lindern: er wird äusserlich gebraucht und aufgeleget. Auch wird ein Wasser daraus abgezogen, das hat eben dergleichen Kraft.

Rana ist ein Hebräisch Wort, und bedeutet so viel als schreyen: dahero ist dem Frosche dieser Titel worden, weil er gar ofters in dem Wasser zu schreyen pfleget.

[940] Gyrinus kommt von gyro, ich drehe im Kreis herum, weil die Kropfkeule immerfort sich kehrt und wendet.

Testard wird sie frantzösisch genennet, dieweil der Kopf an diesem Wurme den grösten Theil an dessen Cörper auszumachen scheinet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 940-941.
Lizenz:
Faksimiles:
940 | 941
Kategorien: