Scorpio

[1025] Scorpio.

Scorpio.

Scorpius.

frantzösisch, Scorpion.

teutsch, Scorpion.

Ist ein klein Gewürm, welches sich auf dem Lande aufzuhalten pfleget, und so dick ist, als wie eine Raupe; sieht einem kleinen Krebse ziemlich ähnlich, weiß, gelblicht oder schwärtzlicht. Sein Kopf ist breit, und sitzt gerade oben an der Brust. Die Augen sind so klein, daß man so nährlich kan erkennen: der Leib ist wie ein kleines Ey gestalt, und stehet auf sechs Beinen, von denen die zwey grössesten wie Arme formiret sind, und gespalten wie eine Gabel, gleichwie die an den andern Krebsen. Der Schwantz ist lang und knotig, bestehet aus sechs oder sieben kleinen länglichten Knoten, die mit den Enden an einander stossen, und an dem Ende sitzt ein langer, krummer Stachel, der ist sehr spitzig und hol, und hat ein kleines Loch, daraus er, wann er sticht, ein kleines Tröpflein weisses, schädliches und giftig Wasser spritzet, das in dem Bläslein aufbehalten wird, welches oben über dem Stachel oder an des Schwantzes Ende zu befinden. In warmen Landen ist dieses Thierlein gantz gemein, wie in Italien, in Spanien, in Languedoc und in Provence. Es wohnet in den Löchern, in Mauern und in der Erde. Es nähret sich mit Würmen und mit Grase: und giebet seiner allerhand Gattungen. In America werden solche Scorpionen gefunden, die zehenmahl grösser sind, als wie die unsrigen, doch nicht so giftig: es giebet auch geflügelte, die tödten die Spinnen, die Eydechsen und die Schlangen.

Der Scorpionenstich macht, daß das Blut allwählig gerinnet und zusammen läufft, von dem darein gelassenem sauren, davon dessen Umlauff gehindert worden, und der Tod unfehlbar drauf erfolgen wüste, wann nicht bald Hülffe geschähe. Die Mittel dagegen sind: einen zerquetschten Scorpion auf den Stich gelegt, sobald er nur geschehen; dann, wo damit gezaudert wird, so ist es gantz vergebens, indem der Gift Zeit gehabt, durchs Fleisch und in die Gefässe einzutringen, dahero es nicht in den Scorpion zurücke kehren kan, gleichwie stracks nach dem frischen Stich pflegt zu geschehen. Da muß man dann die Zuflucht zu dem Theriac, zum Mithridat, und, welches noch weit besser ist, zum flüchtigen Vipernsaltze nehmen.

Der Scorpion führet viel flüchtig Saltz und Oel. Er wird getödtet, der Schwantz davon gethan und getrocknet, hernach pulverisiret.

Er dienet den Urin zu treiben, wie auch den Sand aus den Nieren und der Blase; den bösen Feuchtigkeiten in dem Leibe zu widerstehen: er macht ingleichen schwitzen. Auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf ein hab Quintlein eingegeben. Die lebendigen Scorpionen werden in bittern Mandelöl ersäufft, und in[1025] demselbigen gelassen, wann man das Scorpionöl will bereiten, gleichwie in meiner Pharmacopœa universali zu ersehen ist.

Scorpio, Scorpius, σχορπίος, von σχορπίζειν τὰἴον, quod jaculum, sive venenum spargat hoc insecti genus, weil dieser Wurm einen Stachel, oder Gift von sich zu stossen pfleget.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1025-1026.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika