Serpens

[1042] Serpens.

Serpens,

Serpula,

Anguis,

Coluber.

frantzösisch, Serpent oder Couleuvre.

teutsch, Schlange.

Ist ein kriechend Thier, oder, ein Thier, das auf der Erde, ohn Füsse herum kreucht, gemeiniglich des Armes lang, rund und zwey Zoll dicke ist: doch giebet es grössere und kleinere. Ihr Kopf ist platt und eingedrückt: das Maul ist voller scharffer Zähne: ihre Zunge ist lang, dünn und zart, am Ende gespalten, als wie eine Gabel, und schwärtzlich von Farbe. Sie schiesset sie mit solcher Macht von sich, daß sie nicht anders scheinet als ein feuriger Brand: die Haut ist bunt gefleckt. Sie wohnet im Holtze, an steinigen und unbewohnten Orten. Sie lebet von Kräutern, von Würmern und von Mäusen. Es giebet ihrer vielerley Arten; sie legen alle mit einander im Herbste und im Frühjahre die Haut ab. Ihr Biß ist giftig und tödtlich, wo nicht geholffen wird. Die Gegenmittel sind, das verletzte Theil, über dem Biß, gantz vest zu binden, wann es nur kan gebunden werden: des Thieres Kopf zu zerquetschen, und, sobald es sich will lassen thun, auf den Schaden zu legen, und dem Patienten Vipernsaltz oder Theriac einzugeben; desgleichen das Hertz und die Leber von der Schlange essen lassen. Sie führet viel flüchtig Saltz und Oel.

[1042] Ihr Fleisch, Leber und Hertz treiben den Schweiß, dienen wider die schädlichen Feuchtigkeiten in dem Leibe, das Geblüte zu reinigen und den Urin zu treiben: sie werden getrocknet, zu Pulver gestossen und von einem halben Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein eingegeben.

Ihr Fett zertheilet, dient zu dem Podagra, auch das Gesicht zu schärffen, wann man es auf die Augenlieder streicht.

In dem Kupferbergwercke in Schweden, 24. Meilen von Stockholm, finden sich Schlangen, die sehen roth, gleich als wie Kupfer, sind etwa eines Schuhes lang, einen oder zwey Zoll dicke, mit einer schupigen Haut umgeben, gar zerbrechlich, und nicht sonders giftig. An dieser Gattung Schlangen ist etwas gar besonders, daß sie wie Glas zerbrechen, wann sie mit einer Ruthe oder etwas andern harten geschlagen werden: ob sie nun gleich gebrochen sind, bewegen sie sich doch noch eine gute Zeit, als wie die andern Schlangen, welche man zerstücket hat. Sterben sie, ohne daß sie sind geschlagen worden, so bleiben sie so brüchig, bis sie gantz vermodert sind. Meines erachtens kommt dieses von der kupferartigen Nahrung und andern dergleichen Säften her, dadurch ihr gantzes, und insonderheit ihr äusserliches Wesen gantz cond ensiret, dicht und hart gemachet worden ist.

Serpens heisset sie, quod serpat, weil sie kreucht: dann eben darum ist sie so betitelt worden.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1042-1043.
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