Talcum

[1101] Talcum.

Talcum, frantzösisch, Talc, teutsch, Talck, ist eine Gattung Stein, oder eine mineralische, schön und weisse, glatt und gleiche, linde, gläntzende und durchsichtige Materie, die sich in Blätter oder Schupen theilen läst und nicht verbrennet werden mag: einige nennen sie Stella terræ. Es giebet ihrer zweyerley: Talc de Venise, Venetianischer Talck und Talc de Moscovie, Moscowitischer Talck.

Der Venedische Talck ist weichlich, schupig, schwer und als wie fettig, wann man ihn angreiffet, ob er schon gäntzlich trocken ist, silberweiß und etwas grünlicht, auch etwas durchsichtig. Aus diesem wollen sie ein Oel bereiten, ich aber glaube nicht, daß sie fortkommen werden. Er findet sich in vielen Steinbrüchen um Venedig herum, in Teutschland und auch auf den Alpen.

Man soll denjenigen erwehlen, der in schönen weissen und gläntzenden Stücken ist, die etwas grünlicht sehen, die sich in kleine Blätter theilen, welche klar sind und durchsichtig, gläntzen als wie kleine Stücklein Silber. Wer den Talck zu Pulver machen will, der muß ihn mit einem Seehundefelle raspeln, oder ihn eine Viertheilstunde lang in[1101] einem Tiegel calciniren: hernach wird er in einem Mörsel gestossen, der fast gantz glühend ist gemachet worden, und der zerstossene Talck durch ein Sieb geschlagen.

Er wird zur Schmincke gebrauchet, dem Frauenzimmer eine schöne Haut zu machen; wiewol er nicht sehr hangen bleibet.

Der Moscowitische Talck ist harte, glatt und gleich, gläntzend und lässet sich gelind anfühlen, theilt sich gantz leichtlich in sehr dünne Blätter, die schier wie Glas durchsichtig sind, auch unterweilen röthlicht scheinen. Er wächset in Moscau und Persien in den Steinbrüchen. Man soll den nehmen, welcher rein ist und durchsichtig, soviel als immer möglich. Er wird zu den Laternen gebrauchet, wie sonst das Horn: doch ist er darzu viel bequemer, weil er durchsichtig ist und nicht so leicht verbrennet, als wie jener.

Die Arten des Talcks lassen sich schwerlich zu Kalch brennen; dann, weil sie gar kleine Löchlein haben, deshalben schlagen die Flammen nur drüber hin, und tringen nicht hinein. Doch habe ich alle beyde Arten mit einem Brennespiegel calciniren lassen: den Venedischen verkehrte dieses Feuer von der Sonne in eine grobe, gelblichte und dunckele Materie; den Moscovischen aber machte es zu einem leichten, gantz subtilen und schneeweissen Pulver, als wie Mehl.

Zu Albano in Italien findet sich ein schwartzen Talck, der hat die Farbe von den schwefelichten Dünsten aus der Erde überkommen.

Die Kreide von Brianson, Craye de Brianson, ist eine Gattung Talck, oder eine mineralische Materie, welche dem Venedischen Talcke ziemlich nahe kommt, ist aber viel härter und lässet sich in keine Schiefer theilen. Es giebet ihrer zweyerley, weisse und grüne: sie finden sich in den Steinbrüchen bey Brianson. Sie dienen die Fettflecke aus den Kleidern zu bringen, und für die Schneider, die Zeuge damit zu zeichnen. Man soll sie nehmen, wann sie rein sind, gleich, grün und linde.

Talcum kommt von dem teutschen Worte Talck, das heisset eben soviel.

Stella terræ wird er genannt, dieweil er in der Erde wächst, und wie die Sternlein leuchtet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1101-1102.
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