Tinca

[1141] Tinca.

Tinca. Tencha.

frantzösisch, Tanche oder Tenche.

teutsch, Schleihe.

Ist ein Fisch, der sich in süssen Wasser hält und bey den Fischern wol bekannt. Er ist von unterschiedener Grösse: doch, die wir insgemein zu sehen kriegen, sind etwa eines halben Schuhes lang, des Armes dick und wie mit einer schupigen klebrigen und schleimigen, schwärtzlichten oder gelblichten Haut umgeben. Diese Haut wird in der Küche abgezogen, dann sie lassen ihn in frischen Wasser stehen, und schaben hernach die Haut mit einem Messer ab. Er wächst in sumpfigen Wassern, und lebt vom Schlamme. Sein Fleisch ist zart und vester als des Karpfen, weiß, von gutem Geschmack und saftig, giebt gute Nahrung und ist wol zu verdauen. Es giebet Schleihen, die so groß sind als wie Karpfen, die haben in ihren Köpfen zwey kleine Steine, welche zur Artzney dienlich sind. Dieser Fisch führt sehr viel flüchtig Saltz und Oel: er hat ein so hart Leben, daß, ob er gleich zerschnitten und schon halb gesotten ist, dannoch noch aus dem Tiegel springet.

Den Febricitanten wird er auf den Puls gebunden, davon soll sich die Hitze legen und das Gift aus dem Leibe ziehen. Er wird auch auf das Haupt gelegt, die Schmertzen die man nur auf einer Seite fühlt, und auch die anderen Kopfschmertzen zu lindern. Desgleichen wird er gantz und noch lebendig auf die Drüsen geleget, auf den Krebs, auf die erst angehende harte Geschwulst, die erweichet und zertheilet er, weil seine Haut schleimig ist und voll durchtringendes, alkalisches Saltzes stecket, welches sich gar leicht auflöset.

Seine Galle dient zu den Ohrengebresten.

Die Steine im Kopfe eröffnen und dienen zum Steine und zum Gries.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1141.
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