Tubera

[1156] Tubera.

Tubera, frantzösisch, Truffe, teutsch, Erdapfel, ist eine Gattung Wurtzeln, oder ein fleischiger Klumpen, in Grösse einer Nuß, auch grösser oder kleiner, ungestalt, fast gantz rund, höckerig und ungleich, auswendig braun oder dunckel, inwendig insgemeine fleischig, wie marmoriret oder adrig und weißlicht. Sie wird insonderheit in warmen Landen gefunden, wie z.E. in Italien, in der Landschaft Perigord, Limousin, Angoumois und Gascogne, an dürren, sandigen Orten. Im Anfang ist sie nicht grösser als eine Erbse, wild aber nach und nach dermassen dick, daß ihrer manchmahl, wiewol gar selten, sind gefunden worden, die bis ein Pfund gewogen haben. Wann sie bald zeitig werden will, so finden sich auf ihrer Schale oder Haut gewisse kleine, dunckle und erhabne Hügel, die möchten vielleicht ihre Samen seyn. Die Schweine, welche gar begierig darauf sind, machen, daß sie einer, der sie suchet, finden kan. Es giebet ihrer zwar allerhand Arten, welche alle wol zu essen sind: doch sind die mittelsten die besten, die fein völlig und harte sind, die einen starcken Geruch haben und einen lieblichen Geschmack. Sie führen viel Oel und flüchtig Saltz: sie werden, als eine sehr herrliche Speise, auf die vornehmsten Tafeln gebracht, wann sie erst in der Asche sind gebraten oder mit Weine abgesotten worden.

[1156] Sie sind dem Magen gut, ersetzen die verlohrnen Kräfte und geben gute Nahrung: sie machen auch Lust zum Beyschlaf.

Truffe bedeutete vor diesem in der alten frantzösischen Sprache so viel als Betrügerey. Weil nun diese Wurtzel gar kein Kraut von sich stöst, und einen dergestalt gleichsam betrüget, deshalben mag ihr dieser Titel beygelegt seyn worden.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1156-1157.
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