Tulipa

[1157] Tulipa.

Tulipa, frantzösisch, Tulipe, teutsch, Tulpe, Tulipan, ist ein Gewächs, das einen eintzigen Stengel treibet, etwa eines Fusses hoch, der ist rund und gantz voll Kern, mit zwey bis drey gar langen, ziemlich breiten, dicken und harten Blättern besetzet, die an dem Rande krause sind, als wie die Wellen, und an dem Ende zugespitzt; bringet auf seiner Spitze eine einige grosse und schöne Blume von sechs Blättern, die etwas ausgeschweiffet sind, und unten vielmahls als einen Bauch zu machen pflegen, der weiter ist als wie die Oeffnung; sie hat vortrefflich schöne Farben, gelb oder weiß, oder purperfarben, oder roth, oder bunt. Wann die Blume vergangen ist, so kommet eine länglichte, dreyeckigte Frucht hervor, die in drey Fächlein abgetheilet ist, so voller länglichter und röthlichter, gar platter Samen stecken. Die Wurtzel ist ein grosser gelblichter oder schwärtzlichter Bulbe oder eine Zwiebel, welche aus vielen Häutlein bestehet, deren[1157] eines in dem andern stecket, und an dem untern Theile, oder an dem Stuhl sind etliche Zaserwurtzeln zu befinden. Die Tulipane wird mit sonderlichem Fleisse in den Gärten gezielet.

Die Wurtzel oder Zwiebel macht zeitig, zertheilt, macht Appetit zur Venuslust, wird aber fast gar nicht zur Artzeney gebraucht.

Tulipa kommt von dem türckischen Worte Tulipan oder Tulpens, das auf frantzösisch, oder auch verstümmelter Weise Turban gegeben wird. Es ist bekannt genug, daß dieses Wort eine Gattung Hüte bedeute, damit die Türcken das Haupt zu decken pflegen: und diesem Gewächse ist dieser Titel deswegen beygeleget worden, dieweil will angegeben werden, daß seine Blume einige Gleichheit mit diesem Hauptzierrathe haben solle, welcher in Dalmatien und in der gantzen Türckey getragen wird.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1157-1158.
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