Vanilla

Vanilla.
Vanilla.

[1166] Vanilla.

Vanilla. Vaynillas.

frantzösisch, Vanille.

teutsch, Vanilie, Vanille.

Ist eine Schote, die etwa eines halben Schuhes lang, und als wie eines Kindes kleiner Finger dicke ist, an bey den Enden zugespitzt, von Farbe dunckel, eines balsamischen und lieblichen Geruchs, ein wenig scharff, und enthält in sich sehr zarte, schwartz und gleissende Samen. Diese Schote ist die Frucht von einer Art Volubilis oder Winde, oder von einem Gewächse, das 14. bis 15. Fuß hoch, und von Spaniern Campêche genennet wird. Das kriechet in die Höhe und schlingt sich um die nahe dabey stehenden Bäume, oder um die dazu gesteckten Pfäle, oder an den Mauern hin. Sein Stengel ist rund und knotig, wie das Zuckerrohr, von Farbe grün. Die Blätter sehen als wie Wegebreit, sind aber um ein gut Teil länger und viel dicker. Die Blüten sehen schwärtzlicht aus, die Schoten anfangs grün, hernachmahls gelblicht, und werden darauf immer bräuner, je näher sie zu ihrer Zeitigung[1166] gelangen. Dieses Gewächse wächst in Mexico, in America. Die Indianer nennen es Tlixochitl und die Schote Mescasu hil. Wann die Schote reiff und abgenommen worden, so lassen sie dieselbe in dem Schatten trocknen, bestreichen sie auch aussenher mit etwas Oel, damit sie linde bleibe, und sich besser halten lasse, ingleichen nicht so leicht zerbrechen möge.

Die Vanillen sollman nehmen, wann es feine lange Schoten sind, die ziemlich dick und schwer, fein völlig und von lieblichen Geruch und guten Geschmack. Sie führen viel Oel und flüchtig Saltz.

Sie stärcken das Hertz, den Kopf und Magen, treiben die Winde und eröffnen. Die schleimigen Feuchtigkeiten machen sie dünne, treiben den Harn und der Frauen Zeit. Sie werden unter die Chocolata genommen und machen derselben einen lieblichen Geruch und Geschmack.

Wann die Vanilie zu lange stehen bleibt und wird nicht abgenommen, so springt sie auf, und laufft ein wenig einer Feuchtigkeit heraus, die gar balsamisch ist, schwartz und wolriechend; sie wird so dicke als wie Balsam. Diese Feuchtigkeit fangen sie mit grossem Fleisse in drunter gesetzten irdenen Geschirren auf. Allein, von diesem Balsam kriegen wir hier nichts zu sehen, entweder, weil er sich nicht gar zu wol verführen lässet, oder, weil die Leute in dem Lande ihn für sich selbst behalten. Wann nichts mehr heraus laufft, so giebt es liederliche Leute, die sammlen diese Schoten, stopfen sie voll Spreu und andere kleine nichts nicht nutze Dinge, leimen hernach die Oeffnung zu, lassen die Schoten trocken werden und mischen sie unter die guten Vanilienschoten: alleine, diese Schoten sind weder gut, noch kräftig.

Vanilla und Vaynillas sind spanische Namen und bedeuten so viel als eine kleine Scheide: und diese Namen sind der Vanilie darum gegeben worden, weil ihre Schote als wie eine kleine Scheide sieht.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1166-1167.
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