[1175] Vervex.
Vervex, frantzösisch, Mouton, teutsch, Schöps, Hammel, ist ein castrirtes Lamm, oder ein vierfüßiges, frommes und schüchternes Thier, das jederman bekannt genug. Die Schöpse aus Berry und Beauvais werden in Paris für die besten gehalten, dieweil sie in guter Weide gezogen sind. Sie führen viel flüchtig Saltz und Oel.
Das Lamm wird darum geschnitten, damit kein Schafbock oder Widder draus werde; damit es sich besser mästen lasse und fein niedlich bleibe. Sein Fell wird zu unterschiedenen Dingen gebrauchet, und einige wenige Zeit in Kalch gelegt, damit es desto reiner und weisser werde. Hernach wird ein gar zartes Häutlein davon abgezogen, das heisset auf frantzösisch, Canepin, daraus werden Fecher und Frauenzimmerhandschuhe gemachet, welche sonsten, obschon wider alles Recht, gans de peau de poule, Handschuhe von Hünerleder heissen müssen.
Das Schöpsenunschlitt, frantzösisch, Suif de mouton, ist gut die rothe Ruhr zu stillen, wann es eingenommen wird; es wird auch unter die Salben, Pomaden und Pflaster gemischet: es zertheilet und lindert.
Unterweilen, bevoraus in Auvergne, werden in der Schöpse Gedärmen und im Magen gewisse Kugeln gefunden, in Grösse eines Apfels, grösser und kleiner, die sind rund und gantz glatt, gemeiniglich schwartz, jedoch bisweilen weiß. Diese entstehen von den Haaren, so diese Thiere mit hinunter geschlucket, wann sie sich lecken, die werden hernachmahls in ihrem Magen wie eine Kugel gantz dichte in einander gewirret, diese Kugel aber mit einem zähen Schleime überzogen, welcher alsdann gantz harte wird. Will einer, aus Curiosität, dergleichen Kugel öffnen, der wird befinden, daß die Haare von diesem Viehe besagter massen bey einander liegen.
In Peru fallen gewisse Hämmel, die viel höher[1175] als die Esel sind, und werden gebrauchet, das Metall aus den Schachten nach denenjenigen Orten zu tragen, woselbsten es geläutert wird. Ein jedes kan auf 120. Pfund ertragen.
Zu Tripoli und an andern Orten mehr giebt es Hämmel, deren Schwantz wie ein Raquet formiret und auf die 25. Pfund schwer ist. Diese Hämmel sind groß und schwer, haben keine solche Wolle, als wie die gemeinen Schöpse, sondern kurtzes Haar, als wie die Pferde: sie können einen mittelmäßigen Menschen gar füglich tragen. Bisweilen finden sich ihrer, die bis sechs Hörner vor dem Kopfe haben.
Vervex soll, der Sage nach, von Verpes, das männliche Glied, herkommen, dieweil der Hämmel geschnitten ist.
Das frantzösische Wort Mouton kommt von Mont, Berg, Gebürge, dieweil die Schöpse gern auf hohen gebürgigen Orten sich zu weiden pflegen.
Das frantzösische Wort Canepin kommt vom lateinischen Canapus, Hanff, dieweil der erste, der gemacht ist worden, dem feinen hänffinen Tuche gleich gesehen.