Vitulus

[1197] Vitulus.

Vitulus, frantzösisch, Veau, teutsch, Kalb, ist der Kuh ihr junges, oder ein vierfüßiges Thier, das bey den Schlächtern nur zu wol bekannt. Sein Fleisch ist weiß und saftig, schleimig und von gutem Geschmack. Es führet viel Oel, phlegma und flüchtig Saltz.

Es befeuchtet, erfrischet, giebt gute Kraft, erweichet und macht denen, die dasselbige geniessen, einen linden Leib.

Ser Kopf und die Lunge vom Kalbe sind gut für die Brust, befeuchten, lindern, dienen zur Schwindsucht, zur Schärffe in dem Halse und auf der Lunge. Die Kälberlungen werden auf frantzösisch insgemeine Meux de Veau genannt.

Die Kälberfüsse sind leimig und schleimig, befeuchten, lindern, dienen die allzuscharffe Saltzigkeit im Leibe zu binden und zu mildern, die sauren Feuchtigkeiten, welche auf die Brust zu fallen pflegen, zu lindern, das Verbluten anzuhalten, desgleichen die goldne Ader, monatliche Blume und das Blutauswerffen.

Das Marck u. Fett vom Kalbe erweichen, lindern,[1197] zertheilen. Das Fett wird zur Verfertigung der Pomaden gebrauchet, und welches um die Nieren sitzet, für das beste dazu erachtet.

Im Magen eines jungen Kalbes findet sich eine weisse, käsige oder molckige Materie, die heist lateinisch Coagulum, frantzösisch, Présure, teutsch, Laab. Es ist zusammen gelauffene Milch, oder eine Art Ferment und Säure, so flüchtig saures Saltz in sich enthält, und dienlich ist die Fermentation oder die Verdauung des Futters, so das Thier gefressen, zu befördern. Damit wird im Sommer, in gar kurtzer Zeit, die Milch gelabet, das ist, gemachet, daß sie muß zusammen lauffen und gerinnen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1197-1198.
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