Vorrede

Es ist die Erkenntnüß der Simplicien etwas dermassen schönes und dabey von solcher Wichtigkeit, daß sich zu allen Zeiten die besten Leute mit derselbigen bemühet und darnach bestrebet haben: ja grosse Printzen, dergleichen Mesues und Mithridates gewesen, haben ihr Vergnügen darinne gesucht und guten Nutzen dadurch geschaffet: und ihr hat auch die Medicin ihre vornehmsten und ersteren Experimenta zu dancken. Sie ist ingleichen denenjenigen, die sich auf diese Wissenschaft zu legen willens sind, durchaus und höchst von nöthen, insonderheit aber denen Apotheckern: dann, bey ihr müssen sie vor allen Dingen den Anfang machen, wann sie gesonnen diese Kunst nunmehro zu erlernen; sonst, wo sie nicht mit sattsamen Fleiß sich drum bemühen, gerathen sie versichert, in die gröbesten Irrthümer, und begehen den Patienten höchst schädliche Fehler. Sie müssen wissen, so viel sichs immermehr will lassen thun, an was für Orten die Materialien zu wachsen pflegen, und woher sie dieselben sollen kommen lassen: inmassen die unterschiedenen Himmels Gegenden derer selben Kraft und Tugend vermehren oder vermindern. Sie sollen desgleichen verstehen, wie dieselbigen zu unterscheiden, vermittelst ihrer Titel und Namen, durch ihre Gestalt, Substantz und Wesen, durchs Gefühl, durch ihr Gewichte, durch ihre Farben, durch den Geruch und Geschmack, und müssen sich genau in Acht zu nehmen wissen, daß nicht, die ihnen aus entferneten und fremden Orten zugesendet werden, verfälschet mögen seyn; sintemahl geitzige Kauff- und Handels-Leute, aus Begierde eines übermäßigen Gewinns getrieben, sie dergestalt zu fälschen und aufzuputzen wissen, daß solcher ihr Betrug sehr schwer zu mercken, man müsse dann genau und wol drauf sehen. Die Materialisten und Spezerey-Händler in Städten werden manches mahl am ersten damit betrogen; sie kauffen falsche Materialien für gute im gantzen ein, und verkauffen selbige auch wiederum also. Dahero dann wol nöthig wäre, daß sie vollkommen unterrichtet würden, wie sie die guten von den falschen, die gerechten von den verfälschten unterscheiden solten: welches noch wol durch beständigen Umgang mit denenselben zu erhalten, und wann sie dieselbigen recht genau beschauen. Ein Materialist soll ferner, soviel ihm nur möglich ist, sich stets befleißigen, damit er seine Wahren aus der ersten Hand bekommen möge, und daß ihm bekannt werde, wo sie wachsen, benebenst einer wahrhaften und eigentlichen Beschreibung dererselben: dann die meisten Bücher haben bis anhero nichts als Fabeln und Mährlein davon vorgebracht. Alleine, das liebe Interesse und der Eigennutz ist insgemein viel stärcker, weder die Begierde nach dergleichen Dingen und sind leider wenig Kauffleute vorhanden, welche einige Zeit hierauf verwenden wolten, oder etliche wenige Kosten machen, damit sie solche Sachen möchten lernen, die, ihren Gedancken nach, bey ihrer Handlung eben so gar nöthig nicht.

Darum habe ich diesen Tractat zu fertigen vorgenommen, als welchen ich zu einer Pharmacopoea universali hauptsächlich dienlich erachtet. In demselbigen handele ich nicht nur von simplen und einfachen Materialien, die zu der Artzeney gebrauchet werden, sondern auch von vielen andern, die auf allerhand Art und Weise sonst zu brauchen sind; solte es auch nur aus bloser Curiosité geschehen. Ihre lateinische und frantzösische Namen erzehle ich (in dieser teutschen Ubersetzung kommen auch die teutschen noch darzu) zusamt dererselbigen Etymologien, das ist, woher diese Namen entstanden sind, so viel ich ihrer habe finden können. Ich gebe ihre Beschreibung und was sonst noch dazu gehörig, so ich aus alten und neuen Scribenten ausgezogen, wann ich sie für glaubwürdig halten können, wie auch aus solcher Leute Reise-Beschreibung, welche sich der Orten nach der wahren Beschaffenheit haben umgethan. Ich bedeute, wie man mit ihrer Wahl verfahren solle, eines ieden Stücks Substantz und woraus es bestehet, zusamt seiner übrigen Beschaffenheit; alles mit einander so kurtz, als es sich immer wollen thun lassen, damit sich doch ein ieder eine gnugsame Einbildung davon machen möge. Auch wird man inne werden, daß ich diejenigen Scribenten angeführet habe, welche von solchen Dingen gehandelt, davon ich hieselbsten rede, und daß ich keinem die gebührende Ehre entziehen wollen.

Alle und iede Materialien werden von den Thieren, Gewächsen und Mineralien genommen. Unter den Thieren werden begriffen gantze Thiere und auch deren Theile, nebst allem, was nur davon kommt, z.E. Haare, Klauen, Hörner, Milch, Blut und Unflat. Unter den Gewächsen sind zu verstehen die Bäume und Sträucher, samt denen übrigen Pflantzen, und was dazu gehöret, als da sind, Wurtzeln, Blüten, Früchte, Samen, Schwämme, Moos, Gummi, Hartz, Pech Terpentin, Balsam. Die Mineralien beschliessen die Metallen, die Mineren, die Marcasiten, die Steine, die Erden und Erdpeich.

Nach der Meinung, welche am wahrscheinlichsten ist und am meisten angenommen wird, so kommen alle Thiere aus Eyern: darinne bleiben sie gleichsam in einem kurtzen Begriffe und in der Enge beschlossen, biß daß des Männleins Samen durch ihre Schale getrungen und sie zur Gnüge ausgebreitet hat, damit sie mögen heraus kriechen. Sodann treten in ihre Adern die zur Nahrung dienlichen Säfte, welche von den Lebens-Geisterlein getrieben werden, und in dem gantzen Umkreis dieser kleinen Cörperlein herum lauffen, sie ernähren und allgemach noch mehr ausdehnen. So gehets mit ihrem Wachsthum her. Weil nun dieser Umlauff im Kreise so gar unzehlich mahl wird wiederhohlet, so werden diese Nahrungs-Säffte dermassen dünne und subtil gemacht, daß sie eine rothe Farbe überkommen und in das Blut verwandelt werden. Diese natürliche Operation kommt mit vielen chymischen Arbeiten trefflich überein, durch welche die schweflichten oder öligen Materien dissolviret oder aufgelöset und subtil gemachet werden, bis daß sie eine rothe Farbe an sich nehmen, da sie doch zuvorhero eine durchaus andere gehabt. Z.E. wann man einen Theil chyli oder auch Milch mit zwey Theilen Weinstein-Oel in einem Kolben kochen lässet, so wird der liquor, der vorher gantz weiß gewesen, roth; die weil das Weinstein-Saltz den fetten Theil subtilisiret, dissolvirt und exaltiret, dieselbe folglich wie in Blut verwandelt hat. Lässet man einen Theil Schwefel mit drey Theilen Weinstein-Saltz in Wasser sieden, so wird der weisse oder gelbe liquor eine rothe Farbe überkommen, nachdem der Schwefel starck zergangen ist. Werden die Schwefel-Blumen mit Terpentin-Spiritus in eine gelinde Wärme gesetzet, so bekommt der liquor gleichfalls eine rothe Farbe.

Der Thiere gantzes Wesen wird durch die unaufhörlichen circulationes dermassen exaltirt und zur Bewegung so geschickt gemacht, daß alles fast, was man von ihnen nimmt, gar flüchtig ist. Doch sind dergleichen Dinge nicht in allen Thieren von gleicher Flüchtigkeit, z.E. die Fische geben weniger flüchtig Saltz als wie die Thiere, welche auf dem Lande leben; vom Scorpion, der Kröte, dem Krebse und dem Frosche bekommt man nicht soviel, wie von der Otter: die Regen-Würmer und Schnecken geben auch nicht also viel, gleich wie die Schlangen; und das Helffenbein giebt noch so wenig, dann das Hirschhorn: und so weiter.

Die so unterschiedenen Grade der Flüchtigkeit in den Thieren und in deren Wesen haben ihnen nicht gar viel von einander unterschiedene Kraft und Wirckung zu wege gebracht: dann, deren Saltz recht flüchtig ist, die pflegen insgemein dem Haupte gut zu seyn und den Schweiß zu erregen; dergleichen sind das Vipern-Saltz, das Saltz vom Menschenhirnschedel, das vom Hirschhorn und Bocks-Blut, und von der Elends-Klaue: dann, wann diese Dinge in den Gedärmen sind erhitzet worden, treiben sie ihr Saltz nach dem Gehirne und durch die Glieder weg. Die aber nicht so flüchtig sind, haben mehrentheils eine eröffnende Kraft, als wie die Keller-Schaben und die Krebse; dieweil das Saltz in diesen Thieren etwas schwerer ist, und sich daher præcipitiren und dem Urin den Weg bereiten muß.

Alle und iede Gewächse wachsen in ihrem Samen und sind als wie in einem Ey, gerade wie die Thiere, gantz enge eingesperret. Die Erde dienet dem Samen an statt einer Gebähr-Mutter; dann, sie machet seine Schale weich und dünne, eröffnet seine porulos und Löchlein und lässet einen Salpeter artigen Saft drein rinnen, der durchtringet die Theile an der jungen Pflantze, wirret sie aus einander und dehnet sie gantz unvermercklich aus, da sie vorher gantz dichte und ohn Ordnung bey einander stacken. Sodann beginnet diese junge Pflantze sich oben auf der Erde sehen zu lassen, und ihr Nahrungs-Saft, welcher in ihren Zäserlein, die ihr an statt der Adern und der Nerven dienen, herum rinnet, streckt und dehnet sie aus und machet, daß sie wächst, bis daß sie zu der Grösse ist gelanget, die von dem Schöpfer der Natur gesetzet worden.

Die Pflantze ziehet ihre meiste Nahrung durch die Wurtzel zu sich, dieweil die Löchlein an derselbigen weit besser, als sonst wo, den Saft der Erde aufzufassen angeordnet sind. Hierbey ist anzumercken, daß, wann die Wurtzel an der jungen Pflantze, die in dem Samen-Korn beschlossen liegt, sich oben und der Stengel unten findet, dergleichen oftermahls geschiehet, sodann der Saft, der durch die Wurtzel darein ist gekommen und durch der Sonnen Wärme fort getrieben wird, zu wege bringe, daß der Stengel gleichsam eine halbe Wendung machen und in die Höhe, wie es sich gebühret, treiben müsse.

Indem nun dieser Saft in der Pflantze ihren Adern herum rinnet, wird er darinn gereiniget, rareficiret, exaltiret, und vollkommen gemachet; auf gleiche Weise, wie der Chylus und das Blut ihre Vollkommenheit durch den Umlauff im Kreise zu erhalten pflegen. Alsdann werden diejenigen Theilgen von diesem Safte, welche am meisten exaltiret worden, oder die kräftigsten und geistreichesten sind, und mit gutem Fuge die Spiritus animales, die Lebensgeister der Pflantze möchten genennet werden, auf die Blüten und die Früchte verwendet: diejenigen aber, die nicht so subtile sind, geben dem Stengel, den Zweigen, den Blättern, und der Wurtzel ihre Nahrung. Die gröbsten lauffen zusammen und machen das Hartz und den Balsam. Die allergröbsten aber geben die Schale und äussere Rinde, das Moos und übrige dergleichen unnatürliche Gewächse.

Wiewol nun alle Gewächse ihre Nahrung von einem und einerley Saft der Erden erhalten, nichts desto minder überkommen sie gantz unterschiedne Kräfte; und das von wegen der so unterschiednen Fermentationen und anderer natürlichen Bereitung, welche in ihren auf so mannigfaltige Art und Weise geordneten und als wie in einander gewickelten Fäserlein geschehen.

Die Resinæ und Gummata werden solcher gestalt von einander unterschieden, daß jene um ein gut Theil gröber und fetter sind, und dannenhero auch welcher in dem Oel zergehen.

Der Mineralien Ursprung ist gäntzlich von der Thiere und Gewächse ihrem unterschieden: dann sie entstehen aus zusammengefrornen sauren oder saltzigen Gewässer, welches voll Materie ist, die von demselben in der Erde aufgelöset und zertrieben worden.

Die Metalle kommen von demjenigen, das an den Mineralien am meisten ist gekochet, digeriret und verbunden worden, sich auch in den Ertz-Gruben von denen gröbsten Theilen auf eben solche Weise abgesondert hat, als wie das Silber und das Gold auf der Capelle sich von denen übrigen Metallen scheiden. Es sind aber nicht alle Schachte dien- und tauglich zu der Metallen Hervorbringung, nothwendig gehöret dazu eine gewisse Disposition oder Beschaffenheit und Wärme, so da fähig, ungewöhnliche Fermentationes und Zubereitung zu verschaffen. Zu dergleichen Ausarbeitung sind die höhesten Gebürge die geschicktesten, dieweil die Wärme in denenselben viel genauer, als in andern eingeschlossen wird.

Es geschiehet aber nicht allein von ungefähr, daß sich metallische Gänge und Adern entdecken lassen: die sich darauf geleget haben, haben unterschiedliche Umstände angemercket, die sie anweisen, wo sie sich anlegen sollen.

Z.E. auf einem Berge und in dessen Rissen findet man Marcasiten und kleine Stücklein schweres Ertz, oder, man wird oben auf der Erde einiger mineralischen Adern gewahr, da sind schon Zeichen gnug, daß man nur sicher auf Gewinn einschlagen und arbeiten dürffe.

Wird man in diesem oder jenem Bächlein, unterm Sande, kleiner Bröcklein Marcasit oder Ertz innen, das giebt ein Zeichen, daß in der Nähe daher um ein Ertz-Schacht anzutreffen sey: dann, diese metallische Krümlein sind von dem Wasser, das gemeiniglich aus eines Berges-Fusse zu entspringen pfleget, abgelöst und weggeführet worden. Daher darff man nur nach der Qvelle dieses Bachs zurück und diesen kleinen Marcasiten-Bröslein nach gehen, man wird gewiß dahin gelangen, wo die Ader liegt.

Sieht ein Gebürge rauh und wilde: der Boden ist unfruchtbar, ohne Kraut und Gras, oder auch, wenn ja etwas von selbigen vorhanden, so siehets doch gantz bleich und dürfftig aus, das ist ein Zeichen, daß in selbigem Ertz lieget. Dann, die grosse Unfruchtbarkeit kan nirgends anders woher kommen, als von den mineralischen Dünsten, dadurch die Wurtzeln der Gewächse verbrennet werden. Jedannoch sind die Ertz-Gebürge nicht allezeit so rauhe und unfruchtbar; sondern es giebet eine und andere, welche mit einer grossen Menge Gewächse bekleidet sind: entweder, weil die Dünste, die aus ihren Adern aufzustehen pflegen, nicht also scharff und schädlich sind, oder aber, weil die Gänge in der grösten Teuffe des Gebürges liegen. Wer auf der Ertze Entdeckung rechtschaffen abgerichtet ist, derselbige weiß aus der Sonne ihrer Strahlen Zurückschlagung aufs Gebürge, ob Metall in selbigen vorhanden.

Siehet man, daß sehr viel helles und mineralisches Wasser aus einem Berge tringet, das giebt ein Zeichen, von einer metallischen Ader. Dann die Metallen sind gemeiniglich mit vielen Wasser umgeben, welche den Arbeitern grosse Mühe machen, dieweil sie nothwendig zuvor müssen abgeführet werden, ehe man nach ihnen graben kan.

Ist man aus verschiedenen Anzeichen fast gäntzlich vergewissert worden, daß ein Gebürge reich von Ertze sey, so schläget man an dessen Fusse ein, damit die Wasser desto leichter abgeleitet werden mögen, hernachmahls teufft man ein, so lange bis man auf dem Stocke sitzt. Dieweil aber bey solcher Arbeit gar grosse Gefahr, wegen des weichen Gesteines, das leicht erschüttert werden und zusammen schieben mag, mithin die Fahrt erfüllen, welche der Bergmann geführet hat, und ihn zugleich bedecken: derhalben und dieselbe zu vermeiden, werden die Fahrten mit starcken Holtze ausgezimmert, das Stein und Erde halten kan. Hernach hauen sie das Ertz mit grössrer Sicherheit hinweg.

Zu mercken ist dabey, wann die metallische Materie annoch gantz flüßig ist, daß sich dieselbige in einen Hauffen kleine Canäle und Aderlein zertheile, welche als wie Zweige sehen, oder als wie kleine Arme eines Stromes. An diese Zweige dürffen sich, die Berge bauen, gar nicht kehren, dann sie ihnen nicht viel geben würden, solten auch wol Ursach seyn, daß Stein und Erde zusammen giengen, gleichwie ich allbereit erwähnet habe, dafern sie solten weggehauen werden. Sondern sie müssen gerade nach dem Hauptstocke, das ist, nach dem grossen Klumpen des Metalls arbeiten.

Von den andern Metallen sind die Mineralien darinne unterschieden, daß sie sich unter dem Hammer strecken lassen, welches die Mineralien nicht vertragen mögen.

Es sind aber sieben Metallen, Gold, Silber, Eisen, Zinn, Kupfer, Bley, und das Qveck-Silber. Dieses letztere lässet sich zwar nicht strecken, es sey dann mit einem von denen andern vermischet und amalgamiret worden: weil man jedoch geglaubet hat, es sey der Samen von den übrigen Metallen, deßhalben hat man es mit unter sie gestellt: wiewol es andere nur als ein halb Metall ansehen wollen.

Die Astrologi und Alchymisten, deren Gedancken und principia einander immer gleich gewesen, haben als eine unwidersprechliche Wahrheit angegeben, daß zwischen den Metallen und Planeten eine sonderliche Ubereinstimmung zu befinden, indem sie ihre Influentien oder Einfluß einander gleichsam freundlich mittheileten, und müsten dieselbigen zu beyderseitiger Nahrung dienen. Ob nun schon diese Meinung gar keinen Grund nicht hat, dannoch hat sie gar viel Anhänger angetroffen. Unter denenselben sprechen die Vernünftigsten, wann sie sich der Natur gemäß erklären wollen, daß dieser Handel und Gemeinschaft des Planeten und des Metalles vermittelst des Ausflusses dererjenigen Cörperlein geschähe, welche sowol aus dem einen, als wie aus dem andern giengen, und gleichsam eine Kette zwischen dem Planeten und dem Metalle, wie hingegen auch zwischen dem Metalle und zwischen dem Planeten machten. Diese Cörperlein wären zwar gantz geschickt, sich hinein in die Löchlein oder poros des Metalls und des Planeten zu verfügen, vermöchten iedoch nirgend anders hinein zukommen, dieweil dieselben poruli nicht allemahl diejenige Gestalt und Figur hätten, die tüchtig gnug sie einzunehmen.

Allein diese schönen Gründe sind alle zusammen nichtig. Dann es nicht leichtlich zu erweisen, daß, ausser Sonn und Mond, ein einiger Planete solte einige verborgene Wirckung gegen unsere Erde haben, dieweil sie gar zuweit von selbiger entfernet sind; ja, wann sie auch schon ein und andern Einfluß uns mittheilen solten, so stehet doch nicht wohl zu glauben, daß sie denselbigen mehr auf Metalle, als auf andere Dinge legen solten.

Denen sieben Metallen sind die sieben Namen der Planeten beygeleget worden, dieweil sie, wie man vorgegeben hat, ein jedes von einem absonderlich regieret werden: also ist das Gold Sol, oder die Sonne genennet worden, das Silber Luna oder der Mond, das Eisen Mars, das Qvecksilber Mercurius, das Zinn Jupiter, das Kupfer Venus, und das Bley Saturnus.

Noch haben sie sich eingebildet, daß der Planeten ihre Influentzen denen Metallen gantz besondere Eigenschaften und specificas qualitates ertheileten, vermöge deren sie die edelsten Theile des Leibes stärcken könten. Dergestalt sey das Gold, welches, nach ihren Gedancken seinen Einfluß von der Sonne überkommt, welche sie das Hertz der grossen Welt, des Macrocosmi, zu nennen pflegen, geschickt und tauglich das Hertze des microcosmi, der kleinen Welt, das ist, des Menschen, zu erfrischen und zu stärcken. Das Silber, welches seinen Einfluß von dem Mond erhalten soll, und der, nach ihren Erachten wie der Kopf formiret ist sey geschickt das Haupt zu stärcken; gleichwie das Eisen so vom Mars die Influentz bekommt, die Leber; das Zinn die Lunge und Gebährmutter, dann es den Einfluß von dem Jupiter bekäme; das Kupfer stärcke die Nieren und erhielte seinen Einfluß von der Venus: das Bley aber stärcke die Miltz, dann es von dem Saturn den Einfluß überkäme.

Allein, man darff gar nicht die Kräfte der Metallen in der Planeten ihren Influentzen suchen: wir haben viel nähere Ursachen dererselben, dabey man sich weit billiger aufhalten möchte; Z.E. bey der Ordnung und Einrichtung ihrer Theile, bey ihrem Saltze und bey ihrem Schwefel: welches alles in diesem Buche erkläret zu befinden ist.

Ich hätte zwar wol der Ordnung derer drey erwähnten Classen folgen sollen, und zu erst von den Thieren handeln; hernach von den Gewächsen, und endlich von den Mineralien. Ich habe aber für dienlicher erachtet, wann ich die Mineralien, nach alphabetischer Ordnung und wie ein Dictionarium einrichtete, um besserer Bequemlichkeit willen für diejenigen, welche sie aufsuchen wollen. Weil nun ein oder ander Material mehr als nur einen Namen hat, deshalben habe ich auch ein lateinisches und ein frantzösisches Register machen müssen (welche beyde, in dieser teutschen Edition zusamt dem Teutschen in eines gezogen worden) in dem diejenigen zu finden, welche nicht im Alphabete stehen.

Viel Medici und Apothecker stehen in den Gedancken, zu ihrer Profeßion sey schon genug, wann sie nur die gewöhnlichsten und gebräuchlichsten Materialien verstünden, weiter zu gehen hätten sie nicht nöthig. Allein, der Medicin Aufnehmen ist nichts so sehr entgegen, als wie diese Meinung; dann sie verhindert, daß niemand trachtet die Geheimnüsse der Natur recht zu ergründen, und daß eine gantz unzehliche Menge der herrlichsten uns aber unbekannten Artzeney-Mittel unentdecket bleibe. Wir sehen ja, daß jedes Seculum neue Materialien ans Licht gebracht und wir würden derer allermeisten und besten, jetzt gebräuchlichen Artzeneyen nur entbähren müssen, wofern die Chymici sie nicht aus den Metallen und den Mineralien hervor gebracht, welche jedoch die Vorfahren nicht alleine für undienlich zur Artzeney, sondern auch als schädlich angesehen. Wäre wohl die Quinquina, die Jpecacuanha, die doch so herrliche Wirckung thun, erfunden worden, dafern die Botanici nicht auch die neue Welt durchsuchet hätten? und wäre wol die Materia medica iemahls so überreich geworden, als wie sie heut zu Tage ist, dafern diejenigen, denen wir dergleichen köstliche, entdeckte Dinge hoch zu dancken haben, an den Materialien sich begnügen lassen, welche ihre Vorfahren gebrauchet? Desgleichen sehen wir, wie daß diejenigen Medici, so die Artzney-Kunst mit dem grösten Glücke treiben, sich auch am meisten auf Erkäntniß der Materialien gelegt. Ein herrliches Exempel haben wir an der Person des Herrn Fagon, Königl. Majest. obersten Leib-Medici. Dann, obschon dieser grosse und vornehme Mann, sich höchlich hat auf alles das beflissen, was einen recht geschickten Medicum ausmachen kan, so mag man jedoch sagen, daß nichts soviel zu dieser hohen Ehren-Würde, darein ihn seine hochbeglückte Praxis hat versetzet, beygetragen, als eben der beständige Fleiß und Nachforschung solcher Artzney-Mittel, die aus den Thieren, den Gewächsen und den Mineralien zu ziehen sind.

Derohalben kan allen denenjenigen, welche sich auf die Artzney-Kunst legen wollen, nicht gnugsam anbefohlen werden, daß sie sich mit dem grösten Ernste der Erkäntniß der Materialien befleissen sollen, und trachten, wie sie hinter dererselben verborgne Kräfte kommen mögen, indem es sicher ist, daß nicht eines zu finden, das ohne eine sonderliche Kraft zu Heilung und Vertreibung der Kranckheiten solte seyn.

Ich gestehe gerne, daß es wenig Personen giebet, da Zeit und Vermögen leiden wollen, daß sie sich gäntzlich auf dergleichen Dinge legen mögen: doch bin ich gegentheils versichert, daß nicht ein Medicus, noch Apothecker sey zu finden, er mag so fleißig seyn, als er nur will, welcher nicht zum wenigsten, Zeit seines Lebens, eine besondere Wirckung an einem und dem anderen Material entdecken solte, wolte er sich nur darum bemühen: das könnte mit der Zeit die Artzney-Kunst mit viel sicherern, viel kräftigern und auch viel simplerern Artzney-Mitteln, als wie ietzo gebräuchlich sind, bereichern.

Der Autor meldet im übrigen und noch zuletzt, wie daß nicht nur bey dieser anderen Edition, nach welcher unsre Ubersetzung ist verfertigt worden, eine gute Anzahl Articul, so in der ersten gar nicht zu befinden, eingerücket worden: sondern es wären auch noch sehr viel Figuren, so wol von gemeinen, als auch nicht so gar bekannten Gewächsen, darzu gekommen, damit er einen und anderen Personen, welchen dieses Studium gar angenehme sey, und welche ihn um diese kleine Hülffe, gleichwie er sie nennt, ersuchet hätten, ein Vergnügen geben möchte; zumahl, da ers dem publico zugleich nicht für undienlich achten können.

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Frau Beate und ihr Sohn

Frau Beate und ihr Sohn

Beate Heinold lebt seit dem Tode ihres Mannes allein mit ihrem Sohn Hugo in einer Villa am See und versucht, ihn vor möglichen erotischen Abenteuern abzuschirmen. Indes gibt sie selbst dem Werben des jungen Fritz, einem Schulfreund von Hugo, nach und verliert sich zwischen erotischen Wunschvorstellungen, Schuld- und Schamgefühlen.

64 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon