|
1860 | 17. Januar: Anton Pavlovič Čechov wird in dem kleinen Seehafen von Taganrog, Ukraine, als Sohn von einem Lebensmittelhändler und Enkel eines Leibeigenen, der seine eigene Freiheit gekauft hat, geboren. Čechovs Mutter ist Yevgenia Morozov, die Tochter eines Tuchhändlers. Čechovs Kindheit wird von der Tyrannei seines Vaters, von religiösem Fanatismus und von langen Nächten in dem Geschäft überschattet, das von fünf Uhr morgens bis Mitternacht geöffnet ist. |
1867–1868 | Er besucht eine Schule für griechische Jungen in Taganrog und das Gymnasium in Taganrog. |
1879 | Er folgt nach dem Abitur der schon vorausgezogenen Familie nach Moskau. Dort nimmt er ein Medizinstudium auf. |
1882 | »Nenuzhnaya-Pobeda« erscheint. |
1883 | »Smert' cinovnika« (»Tod eines Beamten«), Kurzgeschichte. |
1884 | Juni: Er schließt mit dem Arztdiplom ab. »Drama-Na-Okhote«, (»Die Schießfeier«). |
Seit 1880 | Er veröffentlicht seine ersten Werke. Noch während der Schule, fängt er an, Hunderte von komischen Kurzgeschichten zu veröffentlichen, um sich und seine Mutter, Schwestern und Brüder zu unterstützen. Sein Verlag in diesem Zeitraum ist der von Nicholas Leikin, Besitzer der Sankt Petersburger Zeitung »Oskolki« (Splitter). |
1885 | Dezember: Er knüpft in St. Petersburg Kontakte zu Suvorin, der ihm seine Zeitschrift »Novoe vremja« öffnet. Er wird langsam aber sicher bekannt. |
1886 | »Tolstyj i tonkij« (»Der Dicke und der Dünne«), Kurzgeschichte. »Toska« (»Gram«), Erzählung. |
1887 | Erste Arbeiten für das Theater erfolgen; Čechov wird Mitglied der Gesellschaft der russischen dramatischen Schriftsteller und Opernkomponisten. |
1888 | Die erste Auszeichnung ist der Puškin-Preis für den Sammelband »In der Dämmerung«. Den Sommer verbringt Čechov im Süden. »Medved'« (»Der Bär«), Komödie. |
1889 | Er betreut seinen sterbenden Bruder Nikolaj und hält sich anschließend länger in Odessa und Jalta auf. Die in diesem Jahr geschriebene Komödie »Der Waldschrat« wird ein Mißerfolg. »Step: Istorija odnoj poezdki« (»Die Steppe. Geschichte einer Reise«), Erzählung. |
1890 | Čechov unternimmt ab April eine siebeneinhalbmonatige Reise nach Sachalin. |
1891 | Er reist mit Suvorin für mehrere Wochen nach Italien und Paris. Als in Zentralrußland Hungersnöte ausbrechen, ist Čechov bei der Organisation von Hilfsmaßnahmen aktiv, später engagiert er sich in der Zemstvo von Serpuchov als Arzt. Dort hat er sich das Gut Melichovo gekauft. |
1892 | »Duél'« (»Das Duell«), Erzählung. »Palata No. 6« (»Krankensaal Nr. 6«), Erzählung. |
1894 | Čechov ist wieder in Jalta und Italien. |
1896 | Er richtet später auf dem Gut Melichovo auch eine Schule ein. Die Komödie »Cajka« ist zunächst ein Mißerfolg. »Ariadna«. |
1897 | Er muss sich wegen ernsthafter gesundheitlicher Probleme (Bluthusten) in eine Klinik einweisen lassen. Erneute Auslandsreise. |
1898 | Das Stück »Cajka« wird zu einem Erfolg. Čechov hält sich überwiegend auf der Krim auf, wo er sich bei Jalta ein Haus kauft. |
1899 | Ein Jahr später erscheinen bei Marks seine Werke als Gesamtausgabe. »Celovek v futlare« (»Der Mensch im Futteral«), Erzählung. »Dama s sobackoj« (»Die Dame mit dem Hündchen«), Erzählung. |
1900 | Die Wahl in die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften, Abteilung Literatur, folgt. Auslandsreisen nach Nizza und Norditalien auch in den nächsten Jahren. »Onkel Vanya«. |
1901 | Er heiratet die Schauspielerin Olga Knipper. »Drei Schwestern«. |
1902 | Er tritt aus der Akademie wieder aus, weil man Gorki ausschliesst. |
1903 | Er widmet sich vor allem der Arbeit am »Kirschgarten«. |
1904 | Er reist nach Badenweiler, wo er sich einer Kur unterziehen möchte. 2. Juli: Dort stirbt er im »Hotel Sommer«. Er wird in Moskau beigesetzt. »V ovrage« (»In der Schlucht«), eine Erzählung, erscheint posthum. |
Buchempfehlung
Ohnerachtet Schande und Laster an ihnen selber verächtlich / findet man doch sehr viel Menschen von so gar ungebundener Unarth / daß sie denenselben offenbar obliegen / und sich deren als einer sonderbahre Tugend rühmen: Wer seinem Nächsten durch List etwas abzwacken kan / den preisen sie / als einen listig-klugen Menschen / und dahero ist der unverschämte Diebstahl / überlistige und lose Räncke / ja gar Meuchelmord und andere grobe Laster im solchem Uberfluß eingerissen / daß man nicht Gefängnüsse genug vor solche Leute haben mag.
310 Seiten, 17.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro