103.

Der Huma höchsten Glück's

Wird in das Netz mir gleiten,

Wenn dich der Zufall lässt

An mir vorüberschreiten.

Die Mütze schleudr' ich froh

Empor gleich einer Blase,

Wenn hold dein Angesicht

Mir widerstrahlt im Glase.

Wenn einst der Wünsche Mond

Am Himmel aufgegangen,

Dann dürfte auch ein Strahl

Hin auf mein Dach gelangen.

Da deinem Thron zu nah'n

Verwehrt ist selbst den Winden,

Wie könnte da mein Gruss

Zu dir den Eingang finden?

Die Seele brachte ich

Zum Opfer deinen Lippen,

Im Wahn, sie liessen mich

Ein süsses Tröpflein nippen.

»Lass« – sprach dein Lockenbild –

Die Seele aus dem Spiele:

»Es fallen mir in's Netz

Von diesem Wild gar Viele.«

Tritt ohne Hoffnung nicht

Aus diesem Thor und loose!

Mein Name fällt vielleicht

Dem Glücke aus dem Schoosse.

So oft Hafis vom Staub,

Auf den du trittst, gesprochen,

Hab' ich den Rosenduft

Des Seelenhain's gerochen.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 569-571.
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