130.

Keinem, der aus deinem Gaue

Geht mit zornerfülltem Sinn,

Geht, was er beginnt, von Statten,

Und in Schande geht er hin.

Höh'rer Leitung Licht begehre

Wer zum Freunde sucht die Bahn:

Denn, wenn er den Irrweg gehet,

Langt an keinem Ziel er an.

Nimm ein Pfand vom Wein und Liebchen

An dem Schluss der Lebenszeit:

Weh der Zeit, die da vergehet

Ganz und gar in Müssigkeit!

Leiter du des irren Herzens,

Lass mich Gott um Beistand fleh'n!

Kennt der Fremdling nicht die Strasse,

Muss er unter Leitung geh'n.

An dem Schicksalsringe hangen

Mässigkeit und Rauscheslust;

Wie am Schluss' es ihm ergehe,

Hat noch Keiner je gewusst.

Führt den Zug der Karawane

Gottes Schutz nach einem Ort,

Macht sie prunkend Halt und gehet

Majestätisch weiter fort.

Fülle aus dem Weisheitsquelle

Dir, Hafis, ein Gläschen an:

Fort aus deines Herzens Brette

Geht das Bild der Thorheit dann.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 637-639.
Lizenz:
Kategorien: