153.

O des beglückenden Momentes,

In dem der Freund uns wiederkehrt,

Uns wiederkehrt als Gramverscheucher,

Von Gramerfüllten heiss begehrt!

Ich führte meines Auges Schecke

Dem König Seines Wahnbild's vor,

Und hofft', dass jener Reiterkönig

Bald wiederkehre an mein Thor.

Es hüpft, erwartend Seine Pfeile,

Das Herz dem Wilde in der Brust,

Im Wahne, dass Er wiederkehre

Und sinne auf der Beute Lust.

Am Rande Seiner Strasse sitz' ich,

Dem Staube ähnlich, immerfort,

Mich sehnend, dass Er wiederkehre

Und hold betrete diesen Ort.

Ist meinem Haupt in Seinen Schlägel

Sich einzufügen nicht erlaubt,

Was sprech' ich dann vom Haupt? und kehret

Mir Nutzen wieder von dem Haupt?

Wenn mit der Spitze Seiner Locken

Ein liebend Herz ein Bündniss schloss,

So wähne nicht, ihm kehre wieder

Die Ruhe, die es einst genoss.

Im Schooss mir, gleich dem Meer, zu wogen

Wird meiner Thräne dann verwehrt,

Wenn in die ausgestreckten Arme

Mir Seine Lende wiederkehrt.

Was doch die Sprosser schon gelitten

Durch jedes Winters Grausamkeit,

In Hoffnung, dass da wiederkehre

Die jugendliche Frühlingszeit!

Hafis, ich hoffe zuversichtlich

Vom Schicksalsmaler kunstgewandt,

Dass mir mein Bild, schlank wie Zipressen,

Bald wiederkehre in die Hand.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 695-697.
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