163.

Komm, weil nun des Kaisers Fahne

Schon erschien, gekrönt von Sieg,

Und die Kunde der Erob'rung

Auf zu Mond und Sonne stieg.

Von dem Angesicht des Sieges

Zog den Schleier weg das Glück!

Auf den Hilferuf der Kläger

Kam das volle Recht zurück.

Freudig dreht sich nun der Himmel,

Denn es kam der Mond heran;

Glücklich fühlt sich nun die Erde,

Denn den König sieht man nah'n;

Und des Herzens und des Wissens

Karawanen sind jetzt frei

Von der Angst vor Strassenräubern,

Denn der Führer kam herbei;

Und der Grosswezir Ägyptens,

Trotz der neid'gen Brüder Schaar,

Stieg aus eines Brunnens Tiefe

Auf zur Mondeszinne gar.

Wo verweilt der Ketzer-Ssofi,

An Gestalt ein Antichrist?

Brenn' er denn; Mĕhdī ja nahte,

Der des Glaubens Zuflucht ist.

Ostwind, sage, was schon Alles

Über mich im Liebesgram

Durch des heissen Herzens Feuer

Und den Rauch der Seufzer kam!

König! Ich der Trennung Sclave,

Nur nach dir mich sehnend, bin

In der Lage eines Halmes,

Fiel ein Feuerbrand auf ihn.

Schlumm're nicht, denn zu dem Throne

Der Erhörung kam Hafis,

Weil er Mitternachts und Morgens

Nie zu beten unterliess.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 717-719.
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