33.

Nicht genügt, um schön zu heissen,

Lockenschmuck und feine Lende:

Diene Jenem nur als Sklave,

Der damit auch Huld verbände.

Wahr ist's, dass der Huris Kosen

Und der Peris lieblich scheine:

Aber Schönheit hat und Anmuth

Doch nur Jener, den ich meine.

Rose, die du freundlich lächelst,

Komm an meines Auges Quelle,

Das, in Hoffnung dich zu schauen,

Überfliesst von mancher Welle.

Deine krumme Braue windet,

Kunstgewandt im Pfeilentsenden,

Jedem, der den Bogen führet,

Sieggewohnt ihn aus den Händen.

Sieh, mein Wort wirkt auf die Herzen,

Seit du hold es angenommen:

Ja, es kann das Wort der Liebe

Nie um seine Wirkung kommen.

Auf der Liebe Bahn wird Keiner

Eingeweiht in sich'res Wissen:

Nach der Einsicht Maass wird Jeder

Einem Wahn gehorchen müssen.

Prahle nicht mit Wunderthaten,

Weilt bei dir ein Trinkgeselle:

Ihre Zeit hat jede Rede,

Jeder Spruch hat seine Stelle.

Nimmer singt ein kluger Vogel

Auf der Wiese frohe Lieder:

Denn dem holden Lenze folget

Auf dem Fuss die Herbstzeit wieder.[389]

Kann ein Sterblicher hienieden

Dir der Schönheit Ball entwenden?

Selbst dem Sonnenreiter fiele

Hier der Zügel aus den Händen.

Lass den Gegner nicht mit Räthseln

Dem Hafis zu Leibe rücken:

Auch mein Rohr hat eine Zunge

Und versteht sich auszudrücken.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 387-391.
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