67.

Schon entfloh mein Geist, und nimmer

Gibst du noch was ich begehrt;

Weh', dass meines Glückes Schlummer

Ohne Unterbrechung währt!

In das Aug' ward mir vom Oste

Erde Seines Gau's geschnellt,

Wesshalb selbst das Lebenswasser

Keinen Blick von mir erhält.

Bis ich deinen Leib, den schlanken,

Nicht gedrückt an meine Brust,

Trägt das Bäumchen meiner Wünsche

Nimmermehr die Frucht der Lust.

Zum beständ'gen Aufenthalte

Wählt' mein Herz dein reiches Haar:

Nachricht von dem armen Fremdling

Fehlet aber ganz und gar.

Nur das Antlitz meines Freundes,

Das den Herzen Schmuck verleiht,

Doch durchaus kein and'res Mittel

Fördert die Zufriedenheit.

Von der Treue Bogen schnellte

Tausend Segenspfeile ich;

Doch, was frommt es mir? Nicht Einer

Freuet einer Wirkung sich.

Sich, Hafis, des Haupt's entäussern

Ist der Treue kleinste Pflicht:

Drum entferne dich von hinnen,

Bist du dies im Stande nicht.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 475-477.
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