68.

Um mein Herz bin ich gekommen,

Aber Nichts kömmt zum Gedeih'n;

Ausser mich bin ich gerathen,

Doch der Freund kömmt nicht herein!

So voll Täuschung kam mein Leben

An sein Ende schon; und doch

Nimmt das Unglück seines langen

Lockenhaar's kein Ende noch!

Hat mein Herz dem Morgenwinde

Doch so Vieles zu vertrau'n:

Doch zu meinem Unglück folget

Dieser Nacht kein Morgengrau'n.

Meine Morgenseufzer haben

Nimmer sonst ihr Ziel verfehlt;

Doch wie kömmt's, dass jetzt nicht Einer.

Seine Wirkung mehr behält?

Meinem Freunde gab zum Opfer

Weder Leben ich noch Gut:

Weh', dass meine schwache Liebe

Selbst so Weniges nicht thut!

Weil Hafisens Herz nur Ekel

Vor den Menschen fühlt und Graus,

Kömmt aus Seinem Lockenringe

Es nun nimmermehr heraus.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 477-479.
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