7.

Mit der Jugend Reizen pranget

Abermals der Gartenhain,

Und von Rosen frohe Kunde

Trifft bei'm süssen Sprosser ein.

Trägt dich zu der Wiese Kindern,

Morgenwind, dein leichter Fuss,

Bring' dem Königskraut, der Rose

Und Zipresse meinen Gruss!

Schmeichelt sich des Weinwirth's Knabe

Gar so freundlich bei mir ein,

Fege ich mit meinen Wimpern

Ihm das Thor der Schenke rein.

Du, der einen Ambra-Schlägel

Trägt auf seinem Mondgesicht,

Mache zum geschlag'nen Manne

Mich, dem so schon schwindelt, nicht!

Ich befürchte, jenes Völklein,

Das der Hefentrinker lacht,

Ist es, das zu wüsten Zwecken

Gar den Glauben dienen macht.

Sei ein Freund der Männer Gottes,

Denn die Arche Noë's hegt

Einen Staub, der auf die Sündfluth

Nicht den Werth des Tropfens legt.

Du, dess letzte Schlummerstätte

Aus zwei Handvoll Staub besteht!

Wesshalb bauest du Paläste,

Bis zum Himmelsrand erhöht?

Fliehe aus des Himmels Hause

Und begehr' von ihm kein Brod:

Dieser Unhold schlägt am Ende

Alle seine Gäste todt.[21]

O mein Mond aus Kanán's Fluren!

Dir gebührt Egyptens Thron;

Deinen Kerker zu verlassen

Nahte wohl die Stunde schon.

Welchen schwarzen Vorsatz nähre

Deine Locke, weiss ich nicht,

Da dein Moschushaar sich wieder

So verwirret und verflicht.

Trinke Wein, Hafis, und schwelge

Und geniess' der Lust! – allein

Lass nicht And'ren gleich den Koran

Des Betruges Fallstrick sein!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 19-23.
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