46.

Gram um den Seelenfreund verbrannte

Die Brust mir durch des Herzens Brand,

Ein Feuer gab's in diesem Hause,

Das selbst mein Winterhaus verbrannt;

Es schmolz mein Körper, denn der Holde

Entfernte grausam sich von hier;

Die Sonnengluth der Freundeswange

Verbrannte selbst die Seele mir.

Wer auf der Wange einer Peri

Der Locken Kette hat erblickt,

Verbrannte sich das Herz aus Mitleid

Für mich, den Wahnsinn hält umstrickt.

Sieh' wie ich glühe: es verbrannte

Durch's Feuer meiner Thränen hier

Das Herz der Kerze gestern Abends,

Dem Falter gleich, aus Lieb' zu mir.

Was Wunder, wenn für mich entglühen

Bekannte, theilend meinen Schmerz!

Verbrannte, als ich mir entschwunden,

Doch selbst der Unbekannten Herz.

Die Kutte, die die Frömmler tragen,

Entführte mir der Schenke Fluth;

Das Haus, das der Verstand bewohnet,

Verbrannte mir der Kneipe Gluth.

Mein Herz zerbrach, gleich einem Glase,

Weil es zur Reue sich gewandt,

Und ohne Wein und ohne Schenke

Ist meine Brust, wie Wein, verbrannt.

Schweig' vom Vergang'nen, kehre wieder!

Es hat ja seine Kutte heut

Der Mann des Auges ausgezogen

Und sie verbrannt voll Dankbarkeit.

Hafis, entsage eitlen Mährchen

Und trinke Wein, da ich die Nacht,

Indess die Kerze ganz verbrannte,

Mit Mährchen wachend zugebracht.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 165-167.
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