63.

Ost, du Wiedehopf! Ich sende

Dich nach Saba's fernem Land,

Doch bedenke erst von wannen

Und wohin ich dich gesandt.

Schade, sitzt ein solcher Vogel

In dem Staub des Grames fest:

Darum send' ich dich von hinnen

Nach der Treue hohem Nest.

Keine Nähe, keine Ferne

Kennt der Pfad der Liebe. Mir

Bist du d'rum stets klar erschienen,

Und ich sende Grüsse dir.

Karawanen guter Wünsche

Sende ich so früh als spät

Im Geleite dir des Windes,

Der aus Ost und Norden weht.

Du, der meinem Blick entschwunden,

Stets im Herzen weilest mir!

Wünsche zoll' ich dir und sende

In die Ferne Grüsse dir.

Dass des Grames Heer nicht plünd're

Deines Herzens reiches Land,

Send' ich dir die eig'ne Seele

Als der Nahrung Unterpfand.

Dass die Sänger dir verkünden,

Wie mich Sehnsucht zu dir zieht,

Send' ich Worte und Ghasele,

Holde Töne dir und Lied.

Schenke, komm! denn frohe Kunde

Gab ein Himmelsbote mir:

»Trage mit Geduld dein Leiden:

Arzeneien send' ich dir.«[205]

In dem eig'nen Angesichte

Staune Gottes Wunder an;

Send' ich doch dir einen Spiegel,

Wo man Gott erblicken kann.

Unser Kreis, Hafis, ertönet

Nur von deiner Trefflichkeit;

Darum eile, denn ich sende

Dir ein Pferd und Ehrenkleid.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 203-207.
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