67.

Stets berauschen mich die Düfte

Deines krausen Lockenhaars;

Stets verwüstet mich die Schlauheit

Deines Zauberaugenpaars.

Könnt', o Herr, nach solchem Dulden

Einmal nur des Nachts ich schau'n

Meines Auges Kerze brennen

Auf dem Altar deiner Brau'n!

Meines Auges schwarze Scheibe

Wird von mir so hochgeehrt,

Weil der Seele sie ein Abbild

Deines Indermaals gewährt.

Willst du dieses ganze Weltall

Schmücken mit der reichsten Zier,

Sag' dem Ost, er heb' ein wenig

Vom Gesicht den Schleier dir!

Wünsch'st du das Gesetz des Todes

Aufzuheben ganz und gar,

Schüttle dich, und tausend Seelen

Fallen dir aus jedem Haar.

Zwei verwirrte Thoren sind wir,

Ich und jene Morgenluft:

Mich berauscht dein Schelmenauge,

Sie berauscht dein Lockenduft.

O des hohen Sinn's Hafisens!

Hier so wie in jener Welt

Ist's der Staub nur deines Dorfes,

Der ihm in das Auge fällt.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 217-219.
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