85.

Wonne lässt der Blick des Wirthes

Und Genuss erwarten;

Wundervoll sind Luft und Wasser

In der Schenke Garten.

Billig war's, dass edle Häupter

Ihm zu Füssen lagen:

Unverschämte Kühnheit wär' es,

Mehr davon zu sagen.

Wer vom Himmelshaus und Eden

Spricht in reichen Bildern,

Will dadurch der Rebentochter

Haus nur klarer schildern.

Mein Gemüth, das würzig duftet,

Wünscht nur Weinrubine;

Doch der Geizhals wünscht des Silbers

Und des Goldes Mine.

Gott schrieb Jedem auf die Stirne

Was er mag erreichen:

Kába, Tempel, Höll' und Himmel

Sind die äusser'n Zeichen.

Lass die Mährchen! Schatz und Schlange

Weilen stets beisammen,

Des Propheten Glücke drohte

Bŭlĕhēb mit Flammen.

Wahre Grösse gleicht der Perle

Ungetrübtem Schimmer;

Mühe dich! denn wahre Grösse

Liegt im Stammbaum nimmer.

Ewig strebt das Herz Hafisens

Durch des Schöpfers Gnade

Tag und Nacht mit regem Fleisse

Nach demselben Pfade.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 265-267.
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