Der Buchstabe Fe.

Sind mir die Gestirne günstig,

Halt' ich Ihn am Saum zurück;

Zieh' ich Ihn an mich, o Wonne!

Tödtet er mich dann, o Glück!

Meinem hoffnungsvollen Herzen

Brachte Niemand noch Gewinn,

Trägt mein Lied auch allenthalben

Das was mir begegnet, hin.

Nähr' ich marmorherz'ge Götzen

Länger noch mit Schmeichelei'n?

Diesen ungerath'nen Söhnen

Fällt wohl nie ihr Vater ein.

Deine holdgekrümmte Braue

Öffnete mir nie ein Thor:

Weh, dass ich das theure Leben

In so schiefem Wahn verlor!

Nimmt des Freundes Brauenbogen

Je mich Schwachen bei der Hand?

Hat er Keinem doch die Pfeile

An des Wunsches Ziel gesandt!

In dem Wahne fromm zu werden

Sitze still im Winkel ich,

Doch verfolgt mit Harf' und Pauke

Wunderbar ein Wirthskind mich.

Dumm sind Frömmler, schweig' und falle

In die Tonart Naksch nun ein!

Trunken ist der Vogt, der Heuchler:

Fürchte nichts und bringe Wein![161]

Sieh doch nur: am Zweifelsbissen

Kaut der städt'sche Ssofi hier:

Einen langen Schwanzesriemen

Habe dies genährte Thier!

Schlägst du einst, Hafis, die Strasse

Nach dem Haus der Liebe ein,

Wird der Vogt Nědschēf's dir gütig

Ein getreuer Führer sein.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 159-163.
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