4.

Wanderern genügt die Liebe

Auf dem Pfad' als Führerin;

Nur das Wasser meines Auges

Leitete mich zu Ihm hin.

Kömmt die Welle meiner Thränen

Wohl bei Jenem in Betracht,

Der auf der Erschlag'nen Blute

Seine Schiffe segeln macht?

Nicht aus freier Wahl geschah es

Wenn mein guter Name litt:

Es verlockte mich zur Liebe

Wer als Führer vor mir schritt.

Wirf der Götzen Wangenfeuer

Doch nicht selber auf dich hin,

Oder schreite durch die Gluthen

Wie Chălīl, mit frohem Sinn.

Bau' entweder auf dich selber,

– Doch das Ziel verfehl'st du dann –

Oder wage ohne Führer

Keinen Schritt auf dieser Bahn.

Durch den Zeitraum vieler Jahre

Sinn ich jenem Verse nach

Den ein Elephantenwärter

Einst am Nilesufer sprach:

»Nimm des Elephantenwärters

Sitten und Gebräuche an,

Oder hole Elephanten

Nimmermehr aus Hindostan.«

Male dir das Blau der Liebe

Nimmer auf die Wange hin,

Oder lass das Kleid der Tugend

Mit dem Nile weiter zieh'n.[191]

Lade ohne Wein und Sänger

In das Paradies mich nicht:

Nur im Wein find' ich die Wonne

Die dem Sēlsěbīl gebricht.

Wenn du Sinniges besitzest,

Schaff' es, o Hafis, herbei:

Was du sonst noch magst behaupten,

Ist nur eitle Schwätzerei.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 189-193.
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