1.

[409] Der gekrönte Fürst der Rosen

Ist am Wiesenrand erschienen;

Herr, er möge Segen bringen

Den Zipressen und Jasminen!

Schön ist und so ganz am Platze

Dieses König's Thronbesteigen;

Jeder wird sich wieder setzen

Auf die Stelle die ihm eigen.

Gib dem Siegel Dschem's die Kunde

Von dem freudenvollen Ende:

Denn es band der Namen grösster

Ahriman's verruchte Hände.

Dieses Haus soll ewig blühen,

Denn vom Staube seiner Pforte

Trägt die Düfte des Erbarmers

Jemen's Wind an alle Orte!

Was der Sohn Pěschēnk's geleistet.

Wie sein Schwert die Welt bezwungen.

Hat in den gesell'gen Kreisen

Manches Königsbuch besungen.

Deinen Sattel hat des Himmels

Schlägelschimmel selbst getragen;

Auf den Rennplatz kamst du, Reiter,

Sollst nun kühn den Ball auch schlagen!

In des Reiches breitem Strome

In dein Schwert ein fliessend Wasser:

Pflanze dr'um den Baum des Rechtes

Und entwurzle seine Hasser![409]

Künftig wird man nicht mehr staunen,

Wenn, bei'm Wohlduft deiner Milde,

Moschusduft Ĭrēdsch durchwehet,

Wie nur sonst Chŏtēn's Gefilde.

Deiner freundlichen Geberde

Harrt der stille Klausner bange:

Nimm die Mütze von dem Haupte

Und entschlei're deine Wange!

Den Verstand zog ich zu Rathe,

Der »Hafis trink' Wein!« mir sagte;

Schenke, gib mir Wein! Vertrauen

Heischet der um Rath Befragte.

Ost! Ersuche doch den Schenken

An des Atabeg's Gelage,

Dass er jenes gold'nen Bechers

Bodensatz mir nicht versage.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 409-411.
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