20.

Als Seine Ambralocke

Vom Oste ward durchwühlt,

Hat Jeder der Gebroch'nen

Sich frisch beseelt gefühlt.

Wo weilt ein Gleichgestimmter?

Gern theilte ich ihm mit

Das was durch Seine Trennung

Mein armes Herz schon litt.

Dem Briefe, den zum Freunde

Der Morgenbote trägt,

Hab' ich das Blut des Auges

Als Siegel aufgelegt.

Aus Rosenblättern formte

Natur dein Antlitz; doch,

Sie birgt, vor dir sich schämend,

Sie in der Knospe noch.

Stets schläfst du, und die Liebe

Kennt Grenzen nimmermehr:

Darum sei Gott gepriesen,

Denn endlos ist auch er.

Der Ca'ba Reiz heischt Nachsicht

Vom Pilger der, verbrannt

Und aufgeregten Herzens,

Die Wüste durchgerannt.

Wer bringt vom Herzens-Josef

In's Haus der Trauer hier

Aus seines Kinnes Brunnen

Erwünschte Nachricht mir?

Ich lege jene Locke

Dem Meister in die Hand:

Er wird das Recht mir schaffen

Das mir Sein Trug entwand.

Ich hörte was der Sprosser

Früh auf der Wiese sang:

Es war ein Lied Hafisens

Von holdem Sinn und Klang.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 129-131.
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