7.

Heil Schĭrās! Nein, keine Lage

Lässt mit seiner sich vergleichen;

Lass, o Gott, von dir beschirmet,

Nie ein Unglück es erreichen!

Unser Rōknăbād vernehme

Hundertmal ein: »Gott bewahre!«

Denn sein süsses Wasser schenket

Chiser's lange Lebensjahre.

Wo Dscha'fērăbād sich scheidet

Von Mossella's Blumentriften,

Kömmt sein Nordwind hergezogen,

Reich durchwürzt mit Ambradüften.

Komm denn nach Schĭrās und bitte

Um des heil'gen Geistes Segen

Jene, die in seinen Mauern

Jeden Zweig des Wissens pflegen!

Selbst Ägyptens Kandelzucker

Waget Niemand hier zu nennen,

Ohne dass die süssen Schönen

Wider ihn in Zorn entbrennen.

Hast du irgend eine Kunde,

Morgenwind, mir zuzuwehen

Von dem schönen, trunk'nen Luli

Und von seinem Wohlergehen?

Wecke doch aus diesem Schlummer

Nimmer mich um Gotteswillen,

Denn Sein Traumgebild entzückt mich

In der Einsamkeit, der stillen!

Wenn nun jener süsse Knabe

Auch mein eig'nes Blut vergösse,

Herz, so lass es ruhig fliessen,

Als ob Muttermilch nur flösse!

Wenn, Hafis, vor Seiner Trennung

Du dich fürchtetest, so sage,

Wesshalb du ihm nimmer danktest

Für der Liebe frohe Tage?

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 103-105.
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