3.

Ach, sein schwarzes Haar heisst so mich klagen,

Dass du besser thätest nicht zu fragen;

Hat mir's doch so die Vernunft verschlagen,

Dass du besser thätest nicht zu fragen.

Niemand soll dem Herzen und der Seele,

Hoffend auf der Treue Lohn, entsagen,

Denn so oft hab' ich's schon selbst bereuet,

Dass du besser thätest nicht zu fragen.

Für ein Bischen Hefe, dass ein Jeder

Ohne Nachtheil kann zu schlürfen wagen,

Muss von Thoren ich so viel erdulden,

Dass du besser thätest nicht zu fragen.

Frömmler, zieh' vorbei an mir in Frieden:

Ward mir doch so grausam fortgetragen

Herz und Glaube von des Wein's Rubine,

Dass du besser thätest nicht zu fragen.

Nur in stiller Ruhe eines Winkels

Fand ich mein ersehntestes Behagen;

Doch so freundlich winkt dort die Narzisse,

Dass du besser thätest nicht zu fragen.

Manche Sage gibt's auf diesem Pfade,

Die die Seele schmelzen macht und zagen,

Und so heftig streitet dort ein Jeder,

Dass du besser thätest nicht zu fragen.

Als ich sprach: »Mir soll der Ball des Himmels

Wie die Sache sich verhalte sagen,«

Sprach Er: »Schnellt ihn doch so leicht der Schlägel

Dass du besser thätest nicht zu fragen.

Als zu Ihm ich sagte: »Wem zum Trotze

Willst du nun gelockte Haare tragen?«

Sprach Er: »Lang, Hafis, ist die Geschichte,

Thät'st, beim Koran! besser nicht zu fragen.«

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 79-81.
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