Der Buchstabe Thi.

Seitdem mit Flaum beschrieben sind

Des Freundes schöne Wangen,

Hält sein Gesicht den Himmelsmond

Im Irrthum stets befangen;

Aus Lust nach seiner Lippe, der

Das Lebenswasser weichet,

Vergiess' ich einen Thränenquell,

Der einem Euphrat gleichet.

Bald geb' ich Herz und Seele Preis,

Wie Staub, dem Sinnentriebe,

Und bald mit Wasser, wie der Krug,

Lösch' ich den Brand der Liebe.

Nähm' mich der König gütig auf

Als einen seiner Knechte;

Ihn segnend gäb' ich schriftlich ihm

Die vollsten Herrenrechte.

Beschämt fühlt sich der Lebensquell

Wenn du, Hafis, gesungen:

Nie ist aus Leidenschaft für Ihn

Ein gleiches Lied erklungen.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 143-145.
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