8. Scene.

[17] Vorige. Hans Bittner wird gefesselt von Knappen herbeigeschleppt.


FRAU HÜFER. Hans! Mein Hans!

HANS. Mutter!

DIETRICH. Dorthin, du Schuft! Diese alle wissen, was du gethan hast. Du hast die Hand erhoben gegen den Schwiegersohn deines Herren, der an seiner Statt ein ihm übertragenes Recht ausüben wollte –[17]

HANS. Ein schändlich angemaßter, durch nichts verbriefter Frevel ist dieses Recht. Meine und einer Jungfrau Ehre habe ich vertheidigt gegen einen adligen Buben, dessen Verbrechen allnächtlich hundert Frauen Thüringens im Gebet zu Gott emporschreien!

ERICH. Elender! Will auf ihn zuspringen, Dietrich hält ihn zurück.

GERLIND an der Thür. Aus meinen Armen schlich er herab zu gemeinen Bauerndirnen. Zu mir kam er und betheuerte seine Liebe, nachdem er eben zuvor am Herzen einer Kuhmagd geruht?

DIETRICH. Kniee auf der Stelle nieder und bitte demüthig um Vergebung, oder dein Haupt fällt binnen jetzt und fünf Minuten.

LIBORIUS. Demüthige dich, mein Sohn, Demuth vor seinen Feinden ist Christenpflicht. Wer sich erniedrigt, spricht der Herr –

HANS. Ich knieen vor euch? Und wenn es das Heil meiner Seele kostete, ich kniete nicht vor Mordbuben und Jungfrauenschändern. Wenn ich eines bereue, ist's nur, daß ich den da nicht besser getroffen habe.

GERLIND vortretend. Herr Vater, schenkt mir das Leben dieses Mannes –

DIETRICH. Geh' heim in die Kemnate!

HANS zu den Bauern. Was steht ihr alle da als wären eure Zungen und Arme von Blei? Wollt ihr alle einzeln dem Rade zulaufen? Reißt euch empor, kommt mir zu Hilfe –

PFEIFER zu den Umstehenden. Ich befreie ihn, wer folgt mir –

ENGEL. Sie haben bessere Waffen – bleibt – unsere Stellung ist gefährlich –

BLINTE. Mögen sie anfangen, daß das Recht auf unserer Seite sei –

HANS. Nun wohlan, ich sehe, ich that Unrecht als der Einzige Muth und Ehre zu besitzen – laß[18] mich zur Folterbank führen, laß mir jedes Glied einzeln vom Leibe trennen, wenn du es wagst –

DIETRICH. Wenn ich es wage? Haha! Wer will mich daran hindern?


Quelle:
Conrad Alberti: Brot! Leipzig 1888, S. 17-19.
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