[84] Münzer. Hans.
HANS. Ihr befehlt, Meister?
MÜNZER. Komm her, Hans ... sieh mir einmal fest ins Auge ... so ... du wirst mich nie verläugnen und verkaufen ...
HANS. Meister, ihr würdet mich kränken, wenn ihr nur an die Möglichkeit dächtet –
MÜNZER. Schon gut, ich glaube dir. Hier trink ein Glas Wein mit deinem Freunde. Schänkt ein. Du weißt, ich habe dich immer geliebt –
HANS. Könnte ich je vergessen, was ihr für mich gethan?
MÜNZER. Ich habe dich auch stets für einen verständigen Menschen gehalten, der nicht nur so in den Tag hinein lebt, wie die andern, nein, der auch ein wenig an die Zukunft denkt. Du wirst dir gewiß auch schon die Frage vorgelegt haben: wenn wir nun siegen, wenn wir den grämlichen Spanier vom Thron gejagt haben und alle Fürsten und Herren vor uns im Staude liegen – was soll dann geschehen mit Deutschland .... sprich, wie denkst du dir die Zukunft ... sprich zu mir wie ein Freund zum Freunde ...
HANS. Nun, dann müssen wir eben einen neuen Kaiser wählen, einen – Bauernkaiser!
MÜNZER. Sieh, sieh, wie klug, Hans – das war auch mein Gedanke! Aber wer ... wer meinst du ... könnte wohl in Deutschland für solche Würde in Betracht kommen? Ein kluger Mann denkt voraus![84] Ich habe an Heinz Pfeifer gedacht – ein energischer Mann – –
HANS. Meister, wollt ihr mich verhöhnen – Heinz Pfeifer ist ein wackerer Mann – aber wer hat denn den ganzen Plan des Krieges entworfen, wer hat uns von Sieg zu Sieg geführt, wer hat im ganzen Lande für die Sache der Bauern gestritten und gelitten. Nur der hat einen Anspruch auf das Höchste, was das Volk zu vergeben vermag! Und das seid –
MÜNZER. Schweig! Ich gebiete dir, schweig! Ich mag davon nichts hören. Glaubst du, daß ich um nichtiger Ehren willen euer Leid auf mich genommen habe? Geh wieder zu deinen Genossen ... doch ... halt ... bedenk', was ich dir sagte: ein kluger Mann baut vor. Daß dich und deine Genossen die Frage der Zukunft nicht überrasche, wenn sie unversehens an euch herantritt – berathet euch bei Zeiten – erwägt meinen Vorschlag –
HANS. Meister, ich will mit ihnen reden, und wenn nur ein Funke Verstand und Dankbarkeit in ihnen lebt, so werden sie ihre Pflicht kennen. Meiner und ihrer seid ihr sicher, Meister, das schwöre ich euch! Ab.
MÜNZER allein. Es gelingt, es muß gelingen! Bald, Gerlind, drücke ich dir auf dein Haupt die Krone, die du so begeistert zu verlangen wußtest. Wohl hattest du Recht – du bist ihrer werth! Wie war ich blind, bis deine Hand den Schleier von mir nahm! Und doch ... und doch ... wenn ich bedenke ... wie ich vordem dies Volk geliebt und Alles nur um seinet willen thun wollte – und wie ich früher schier freudiger als jetzt den Kampf begonnen – nein, nein, sie verdienen es nicht besser – sie könnten die vollkommene Freiheit noch nicht ertragen.. sie sind Kinder, wetterwendisch, streitsüchtig ... sie wären noch nicht reif dafür.