Beschwerstein

[210] Ich habe in »Weyer«, im weißen, ausgetrockneten, buchenumrandeten, heißen Bachbette einen großen, rundlichen, hellbraunen Kieselstein gefunden. Seitdem dient er mir, erfreut mich als Beschwerstein für Briefe usw. usw. Aber vor Allem beweist er mir, welche lächerlich-unnötigen – faden – unkünstlerischen Anstrengungen alle sogenannten modernen Menschen machen, um »von der selbstverständlichen genialen Heiligkeit der Natur selbst«, aus infamer, verschmockter Eitelkeit, aus bestialischem Größenwahne, so weit als möglich loszukommen! Nomina sunt – – – bekannt! Ich wasche diesen rundlichen, hellbraunen Kiesel hie und da mit meiner Handseife[210] und er sieht dann aus, wie wenn ewig Bergwasser ihn bespülen würde! Wenn ich da denke, was für »Beschwersteine« die »Modernen« ausklügeln würden, kann sich meine tödliche Verachtung nur gegen die wenden, die das eventuell auch noch teuer bezahlen!

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 210-211.
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Mein Lebensabend: [Reprint der Originalausgabe von 1919]