Besuch

[252] 16./6. 1918


Henriette H.: »Oh, ich könnte schon längst versorgt, verheiratet sein. Aber ich habe gar keine Lust, Jemanden erst über mich und meine unbedingten, die Anderen weit übertreffenden Qualitäten aufzuklären! Ich erwünsche es mir, von selbst anerkannt zu werden allmählich durch irgend Jemanden in meinen für irgend Jemanden eventuellen besonderen Werten! Ich dränge mich Niemandem auf, der nicht die Lebens-Geschicklichkeit hat, und die Besonderheit von mir von selbst spürt, anerkennt. Ich habe nicht die Begabung mitbekommen, mich ›in Szene zu setzen‹. Ich verlasse mich leider vertrauensvoll auf die bösartige und neidische Umwelt. Wird mir der Dichter helfen irgendwie?!? Ich weiß es nicht. Jedesfalls ist er mein letzter Rettungs-Anker. Die Anderen erwarten – – – was, Das weiß man nicht!«

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 252.
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Mein Lebensabend: [Reprint der Originalausgabe von 1919]