Das Vorgrab

[263] Mein Bruder sagte, unermeßlich besorgt um mich, ja, fast heilig-pathologisch: »Dein Zimmerchen, so schön es auch ist, so sehr es auch Deinem persönlichsten Geschmack entspricht, Peter, ist doch nur Dein Vorgrab! Solange Du in ihm weilst, länger als unbedingt nötig ist für Dich, ist es Dein Vorgrab! Abgeschlossen von allem Lebendigen auf Erden bist Du, gefesselt an Dein krankes Dir unentrinnbares Ich! Ein alter Junggeselle, der leider seelisch-geistig jung geblieben ist, ein Dichter, der sich dem allgemeinen Leben, seiner geistig-seelischen Dichter-Nährkraft bequem-krankhaft entzieht! Wehe, Bruder, Deinem Vorgrab ›Hotelzimmer‹«!

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 263.
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Mein Lebensabend: [Reprint der Originalausgabe von 1919]