Furcht

[198] Dieses ewige sich fürchten vor seinem Lebensende! Stupid-pathologisch, wie die meisten angeblich notwendigen wichtigen (ha ha hi hia) Dinge dieses vor allem gänzlich unwichtigen Lebens! Etwas ist richtig daran: Man ist leider da, und kann leider meistens im richtigen Momente nicht fort, wegen stupidesten »Selbst-Erhaltungs-Triebes«! Man muß also dableiben, schauerlich für einen vernünftig denkenden logischen anständigen Menschen! Man muß also die ganze niederträchtige Gemeinheit aller Anderen sehen, spüren, an sich selbst erleiden!?! Pfui![198]

Bis an sein Lebensende erwartet, erhofft man von sich selbst den anständigen Mut, hundert Leuten ins Gesicht zu sagen: »Sie Schweinehund!« Aber niemals gelingt es, immer sind Gründe vorhanden des eigenen schrecklichen und verbrecherischen »Selbst-Erhaltungs-Triebes«, die Uns verhindern, anständige Menschen zu sein! Nun gut, armselige Frauen, die sich »versorgen« wollen irgendwie, irgendwo, irgendwann, man verzeiht ja ihren Armseligkeiten sowieso Alles! Aber Männern, Männern, Männern, den »Erkennern« dieser idiotischen Welt?! Welche »Ausrede« haben sie?!

Daß sie eben nur Männer sind!

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 198-199.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Mein Lebensabend
Mein Lebensabend: [Reprint der Originalausgabe von 1919]