Ort Altenberg

[150] Ich war heute, nach 30 Jahren, in dem kleinen lieben Orte »Altenberg«, an der Donau. Heißt er so nach mir, heiße ich so nach ihm, gleichviel! Die Gebüsche der Weiden und der Birken sind Waldungen geworden, und Niemand schwimmt mehr in der »freien großen breiten Donau«, sondern in den sogenannten reizenden »toten Lacken«. Wo ist Emma, wo ist Bertha, wo ist Hilda, wo ist Elsa?! Ja, Emma hat eben hier, eingedenk ihrer holdesten Kinderzeit, mit Hilfe ihres berühmten Mannes (Hofrat Professor Adolf Lorenz) sich hart an diesen lieblichsten Donautümpeln ein herrliches Garten-Schloß[150] erbaut mit weißer hoher Aussichtswarte über die Donau-Auen. Frische feuchte Luft kommt abends von den Hügeln. Was man da Alles sich einst erträumte, ist verweht. Alle, Alle haben sich gerettet, irgendwohin, nur ich nicht. Ich mache eine Landpartie hinaus, in dieses Land meiner heiligen Jugendträume, und bemerke, daß die Weiden, die Birken dichte Waldungen geworden sind mit der Zeit!

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 150-151.
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